Bild nicht mehr verfügbar.

Kämpfer der islamistischen Ansar al-Scharia in Bengazi

Foto: AP

Tripolis - Militante Islamisten haben in Libyen kurzfristig die Kontrolle über zwei Ölfelder übernommen. Nach Angaben eines Sprechers des Sicherheitsdienstes für die Ölindustrie des Landes eroberten extremistische Gruppen am Dienstag die Felder Al-Bahi und Al-Mabruk im Zentrum des Landes im Sirte-Becken. Sie rückten demnach anschließend auf das Ölfeld Al-Dahra vor. Nachdem sie die Ölfelder angezündet hätten, hätten sie sich von dort wieder zurückgezogen, teilte ein Armeesprecher mit.

Die Bewacher der Anlagen hätten sich zuvor von den Ölfeldern zurückgezogen, weil sie nicht ausreichend bewaffnet gewesen seien, sagte der Spreche. Al-Bahi und Al-Mabruk liegen rund 200 Kilometer südlich von Sirte. Sie sind seit Wochen außer Betrieb.

Anfang Februar waren dort bei einem Angriff elf Menschen getötet worden, anschließend wurden alle Arbeiter abgezogen. In dem Land herrschen seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Herbst 2011 Chaos und Gewalt. Zuletzt hatte die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) mit der Enthauptung ägyptischer Kopten in Libyen für Entsetzen gesorgt.

Der OMV-Ölkonzern ist durch die neue Entwicklung in Libyen nach eigenen Angaben nicht zusätzlich betroffen. Die Produktion des österreichischen Konzerns in dem nordafrikanischen Land steht schon seit einiger Zeit still, das wurde auch bei der Bilanzpressekonferenz am 19. Februar erklärt.

Die jüngste Verschärfung in Libyen tangiere die OMV nicht, da sich die Felder des Unternehmens im Murzuq-Becken im Südwesten des Landes sowie in der Mitte bzw. im Westen im Sirte-Becken befänden. Zu den vom IS eingenommenen Feldern und den Feldern, an denen die OMV beteiligt ist, sei jedenfalls "die Distanz noch groß", sagte Unternehmenssprecher Robert Lechner. Man müsse sich die Lage aber "sehr genau anschauen".

Im Land hat die OMV noch einige lokale Mitarbeiter in Tripolis, die OMV-Expats befinden sich dagegen allesamt in Wien, teilte die OMV am Mittwoch mit.

Am Dienstag hatte die UNO-Mission in Libyen erklärt, die die stockenden Friedensgespräche in dem Bürgerkriegsland sollten noch in dieser Woche wieder aufgenommen werden. Alle eingeladenen Konfliktparteien hätten zugestimmt, an einem Treffen in Marokko teilzunehmen. Die international anerkannte Regierung in der ostlibyschen Stadt Tobruk hatte die vorherige Gesprächsrunde aus Protest gegen extremistische Anschläge platzen lassen.

Um die Macht in Libyen kämpfen derzeit vor allem zwei Regierungen, die sich im Februar zu Verhandlungen unter UNO-Vermittlung getroffen hatten. Während die Regierung in Tobruk internationale Anerkennung genießt, wird eine von Islamisten dominierte Gegenregierung in der Hauptstadt Tripolis weitgehend abgelehnt. Der libysche IS-Ableger profitierte von dem Streit. Die Extremisten haben in Libyen einige Regionen und Orte unter ihre Kontrolle gebracht, darunter die Küstenstädte Derna und Sirte.

In der neuen Runde der Friedensgespräche solle es zunächst um die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit gehen, hieß es vonseiten der UNO. Außerdem solle über einen umfassenden Waffenstillstand und einen Abzug der bewaffneten Kräfte aus den Städten gesprochen werden. (APA, 4.3.2015)