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Eckehard Quin: "Wenn man mit Verländerung meint, dass man Bundesbedienstete auf einmal zu Landeslehrern macht, dann wird das schwierig werden."

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Wien – "Podemos, wir können es. Auch in Österreich." Reinhart Sellner, Vorsitzender der Unabhängigen Gewerkschafter in der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD), greift zum namensgebenden Appell der spanischen Protestbewegung, um seine Position zu einer etwaigen "Verländerung" aller Lehrerinnen und Lehrer zu formulieren. Was der AHS-Lehrergewerkschafter damit meint, ist: "Wir können es verhindern."

SPÖ in schulpolitischer Dauerdefensive

Vielmehr ein Muss für Sellner, der das damit begründet, dass "das von der ÖVP abgesicherte landespartei- und standespolitische Nebeneinander von Landes- und Bundeslehrern hat anstehende demokratische und soziale Benachteiligungen überwindende Schulreformen verhindert". Und die SPÖ stecke in "schulpolitischer Dauerdefensive und im Umfragetief", was sie in dieser Frage "vielleicht doch kompromissbereit" machen könnte, fürchtet Sellner.

Er fordert – auch bildungspolitisch begründet – die Gegenbewegung, nicht alle Lehrer zu den Ländern, sondern umgekehrt: Alle zum Bund, der derzeit nur jene in AHS und BHS verwaltet, nicht aber die Pflichtschullehrer. Bezahlen muss er ohnehin alle.

Alle Lehrerinnen und Lehrer zum Bund

"Alle Lehrerinnen und Lehrer gehören vom Bund verwaltet", fordert auch der Vizevorsitzende der BHS-Lehrergewerkschaft in der GÖD, Heinrich Himmer (FSG), statt Verländerung quasi eine "Verbundlichung": "Der, der bezahlt, muss auch bestimmen", sagt der sozialdemokratische Lehrergewerkschafter im STANDARD-Gespräch: "In einem Acht-Millionen-Einwohner-Land gibt es keine Notwendigkeit für neun Verwaltungen für die Lehrerinnen und Lehrer." Es wäre absurd, die funktionierende Bundeslehrerverwaltung, die jetzt in einer Hand, eben der des Bundes sei, auf neun Länderverwaltungen aufzusplittern.

Neun Arten, Lehrer zu rekrutieren

Schon jetzt könne man ja "dort, wo die Länder sehr großes Gewicht haben über die mittelbare Bundesverwaltung, sehen, dass es total unterschiedliche Zugänge und Kriterien gibt", kritisiert Himmer. So sei es je nach Bundesland "ganz unterschiedlich, wie Lehrer ausgewählt oder verlängert und wie Direktoren bestellt werden. Es gibt keine einheitlichen transparenten Kriterien."

Dienstgeberwechsel kommt nicht infrage

Noch ohne das konkrete Konzept zu kennen, wie er betont, weist AHS-Lehrergewerkschaftsvorsitzender Eckehard Quin (FCG) auf vielleicht unterschätzte juristische Details hin: "Wenn man mit Verländerung meint, dass man Bundesbedienstete auf einmal zu Landeslehrern macht, dann wird das schwierig werden", warnt Quin im STANDARD-Gespräch: "So einfach einen anderen Dienstgeber wird’s nicht spielen." In anderen Worten: "Eine tatsächliche Verländerung wäre natürlich absurd", sagt Quin.

Verländerung light als Placebo

Aber vielleicht meinen die Verländerungsanhänger in der Bundesregierung und in den Ländern ja weniger eine tatsächliche Veränderung, als eine nach außen verkaufbare "politische Reform". "Wenn man alle für die Verwaltung der Lehrer in einem Bundesland zuständigen Personen in ein Haus setzt, dann ist mir das egal", sagt Quin.

Das wäre dann ohnehin eher eine Placeboreform, weil das schon jetzt in einigen Bundesländern wie etwa Wien oder Niederösterreich praktiziert wird. "Dann wäre es letztendlich nur eine Umbenennung dessen, was jetzt schon da ist", sagt Quin.

A zahlt und B schafft an

Der Kernpunkt ist aber auch für den Lehrergewerkschafter von der Fraktion Christlicher Gewerkschafter: "Wenn A zahlt und B anschafft, dann gibt das immer Probleme. Es wäre absurd, wenn man dieses System auf die jetzigen Bundeslehrer ausweiten wollte. Da kann sich der Bund gleich abschaffen." (Lisa Nimmervoll, derStandard.at, 3.3.2015)