Am Designmodell "The Swarm" spielt Audi mit OLEDs exemplarisch Möglichkeiten der Lichtrevolution durch.

foto: audi

Auch im Interieur-Modell werden neue Möglichkeiten ausgeleuchtet.

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Neue Licht-Techniken ermöglichen neue Scheinwerferformen und damit ein neue Designsprache - was an diesem Modell zu begutachten ist.

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Ingolstadt - Nach Jahrzehnten des Halogenlichts, das mittels topfförmiger Reflektoren so recht und schlecht gebündelt wurde, kam mit Xenonlicht Anfang der 1990er-Jahre Bewegung in die Szene. Jetzt geht es Schlag auf Schlag, der Fortschritt betrifft die Scheinwerfer, aber auch alle anderen Formen des Leuchtens, der Belichtung und Beleuchtung.

Die Möglichkeiten der LED-Technik eröffnen ein riesiges Feld an weiteren Anwendungen. Und weil Xenon und LED sich als Schlagworte schnell abnützen, bringt Audi nun einen zusätzlichen Begriff mit Vehemenz ins Spiel, nämlich Laser, zum Beispiel im Supersportler R8.

Aber halt! BMW bietet doch bereits Laserlicht im elektrohybriden Sportwagen i8 serienmäßig, Mercedes kennt sich beim Thema auch aus, forciert das aber medial nicht so stark. So entsteht ein Bild vom Fortschritt, das schon an dieser Stelle zu justieren ist: Man muss zwischen Lichtquelle und Weiterverarbeitung des Lichts unterscheiden. Beide Hersteller verwenden Laser nur für die Fernlichtfunktion, da Laser nicht nur die weitaus höchste Leuchtkraft entwickelt, sondern der Begriff auch das Image strahlen lässt.

Nicht notwendig

Technisch notwendig ist Laser unter derzeitigen Rahmenbedingungen nicht. Momentan besitzt die LED-Technologie noch mannigfaltige Entwicklungsmöglichkeiten, außerdem sind die gleichen Ideen mit LED deutlich billiger umzusetzen. Was die Scheinwerfer betrifft, kann man es ganz einfach sagen: Die LED-Technik wird die vorherrschende Technologie im Hightech-Bereich der nächsten Jahre bleiben.

Zwei Dinge hat Laser aber der LED voraus und darin liegt sein Zukunftspotenzial und die Zukunftsmusik: Mit Laser kann man Botschaften auf die Fahrbahn projizieren, und gleichzeitig auch noch Informationen übertragen, also Licht auch als Sensor einsetzen.

Gesteuerte Lichtquelle

Im Kern geht es jetzt darum, die Ausleuchtung der Fahrbahn und ihrer Ränder möglichst zu perfektionieren und dabei die Blendung zu minimieren. Das geht sehr gut mit LED-Technik. Wurde die Blendung des Gegenverkehrs bisher bei Halogen und Xenon durch teilweise Abschattung des Lichtstrahls erreicht, bietet die LED die Möglichkeit, die Lichtquelle direkt elektronisch zu steuern.

Bei Audis Matrix-LED-Scheinwerfern sind je 25 LEDs im Einsatz, die nach Bedarf elektronisch geschaltet werden können. Auch Mercedes und BMW setzen auf diese Art der Schweinwerferfunktion, nennen es aber ein wenig anders: Multibeam (Mercedes) oder Selective Beam (BMW). Jetzt wird es wohl erst einmal darum gehen, wer die meisten LEDs pro Scheinwerfer verwenden wird, analog zu den Bildpunkten bei Kameras.

Pastöses Material

Die nächste Erweiterung der Gestaltungsmöglichkeiten wird die OLED-Technologie bringen, Organic LED, die ebenfalls nicht nur bei Audi gerade für den Serieneinsatz vorbereitet wird. Audi-Originaltext:

"Anders als bei klassischen LEDs, die aus Halbleiter-Kristallen bestehen, handelt es sich bei OLEDs um einen organischen Stoff. Im Ausgangszustand ist das Material pastös; es wird sehr dünn auf eine extrem plane Oberfläche, etwa hochpoliertes Displayglas, aufgetragen. Legt man eine elektrische Spannung an, geben die Moleküle, die in der Paste eingeschlossen sind, Photonen ab - die Fläche leuchtet auf. Je nach Verteilung der Spannung geschieht dies homogen, mit gezielten Hell-dunkel-Effekten oder mit dynamischer Bewegung."

Einschränkung: Das Leuchtmedium ist extrem empfindlich auf Schmutz und Sauerstoff. Deshalb funktioniert es vorerst nur mit Glas als Trägerwerkstoff. (Rudolf Skarics, DER STANDARD, 27.2.2015)