In Deutschland ist er längst ein Debattenthema, in Österreich nicht: der von den Landwirten verlangte jährliche Pachtpreis für Windräder. Im windreichen Norden werden von bäuerlichen Grundbesitzern neuerdings pro (besonders effizientem) Windrad und windigem Jahr 100.000 Euro Pacht verlangt. Die Betreiber sagen, das rechne sich nicht mehr.

In Österreich bewegen sich die Pachtpreise - noch - um die 20.000 Euro. Dazu kommen laut Auskunft des Parndorfer Bürgermeisters Wolfgang Kovacs die Abgaben an die Gemeinden - um die 20.000 Euro pro Rad und Jahr.

An die tausend Windräder dürften sich derzeit in Österreich drehen, neunzig Prozent davon im Osten in Niederösterreich und im Burgenland. Das ergibt, vorsichtig geschätzt, insgesamt 35 Millionen Euro, die vom Stromertrag an Kommunen und Grundbesitzer fließen.

Im Burgenland ist via Windkraft bereits 2013 die "rechnerische Stromautarkie" erreicht worden. Trotzdem wird munter weitergebaut. Warum, das ist leicht erklärbar: 1. Um Investoren eine schöne Rendite zu bieten. 7,5 Prozent sind es in Deutschland im Moment. 2. Um die konstant schwächelnden Gemeindebudgets aufzubessern - für den Bau von Kindergärten (Bravo) und für noch mehr Kreisverkehr (Asphalthersteller, Stein- und Betonindustrie). 3. Um den Bauern (unter ihnen den größeren) einen Zusatzverdienst zu verschaffen.

Der alternative Aspekt der Windkraft verliert an Bedeutung, die Geldgier gewinnt. Denn mit der Aufstellung jedes Windrades wird ein zusätzliches Stück Landschaft verbraucht. Und der ohnehin nur schwer zu verteidigende Vogelschutz wird immer öfter durchbrochen.

Jüngstes Beispiel: Im oberösterreichischen Innviertel ist es zu einem Konflikt zwischen drei Gemeinden gekommen. Eine von ihnen will am Rande eines Naturschutzgebietes (das sich auf das Areal der beiden anderen erstreckt) neun Windräder errichten. Die mitbetroffenen Nachbarn protestieren heftig.

Solche Auseinandersetzungen werden zunehmen. Ältere Räder werden durch effizientere ersetzt werden - auf der Autobahn-Spange nach Kittsee kann man solche Riesenräder bereits sehen. Ein burgenländischer Gemeinderat, der nicht genannt werden will: "Da können die Bauern dann 40.000 Euro Pacht verlangen." Das ist nicht aus der Luft gegriffen, denn bis 2030 soll es in Österreich 2000 Windräder geben. Mit gesteigerter Leistung: Derzeit kommen 6,5 Prozent des Strombedarfs aus der Windenergie, 2030 sollen es laut einer Studie der Windkraft-Wirtschaft bereits 24 Prozent sein.

Und was passiert in der Natur? Noch werden von den Vogelschützern ausgewiesene Flugzonen von den Errichtern respektiert. Aber die Zwischenfälle häufen sich. Laut WWF wurde im Dezember bei Andau im Burgenland ein toter Seeadler gefunden. Jetzt liegt das Untersuchungsergebnis vor. Nicht, wie zunächst angenommen, ist ein "schwarzes Schaf" unter den Jägern der Täter, sondern ein Windrad. In Deutschland häufen sich, trotz Beleuchtung der Windparks, Kollisionen mit Gänseformationen. (Gerfried Sperl, DER STANDARD, 2.3.2015)