Sind hart zueinander und wissen, dass jede Romanze ihren Defekt hat: Die schmerzgewöhnten Rabtaldirndln samt kaputter Gitarre.

Foto: Rania Moslam

Wien - In ihrem neuen Stück Du gingst fort beklagen die Rabtaldirndln die Landflucht. Warum zieht es Menschen hinaus aus den Dörfern, weg vom herben Charme der Wirtsstuben hin in die Zentren des Arbeitsmarktes, der Anonymität? Die Gruppe forscht nach. Spätestens seit ihrer strengen Landvermessungsshow Aufplatzen (2009) gilt das steirische Performancequintett als Landexpertinnentrupp. Sie gehen immer mit harter Hand vor; man könnte sie auch Rabiattaldirndln nennen. Auch in Du gingst fort tut einiges sehr weh. Zweimal weint eine.

Die Deformationen der Heimat und ihrer Bräuche tragen die (diesmal vier) Performerinnen in Form von viereckigen Dirndlkleidern am Leib (Umzugskisten als Körper). Damit konterkarieren sie nicht nur die in Schnürkleidung zelebrierten weiblichen Rundungen, sondern signalisieren auch, dass man an ihnen anecken kann.

An Schreibtischen sitzend und Pfeife rauchend, dass es qualmt (Geschmack: Mango), folgen sie den Spuren von Personen, die das Land einst verlassen haben (basierend auf dokumentarischem Material aus Interviews). Dabei klappen sie - wie gewohnt - die Deckel der Overheadprojektoren hoch (es entstehen schöne Schattenrissbilder und -schriften) und schrauben an den Verschlüssen der ebenso obligatorischen Schnapsflasche (Ausschank nur bei Quizfragen).

Der Abend ist voller Überraschungen und herber Wendungen. Weniger wird auf das falsche Idyll des Landlebens hingepeckt, vielmehr auf das falsche Idyll des eigenen Kollektivs. Aus Zorn (und Spaß) picken sie die Hand eines ihrer Mitglieder beispielsweise mit Superkleber am Tisch fest.

Das alles ist herzhaft und echt, dialektisch und aufwühlend. Dichten können die Rabtaldirndln auch: "Das ganze Jahr lang bist urban / Zu Weihnachten pockts di / Do wüllst wieder ham". (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 27.2.2015)