Cambridge/Wien – Die metaphorische "molekulare Uhr" basiert auf der Mutationsrate. Bisher glaubte man, dass neutrale - also weder günstige noch ungünstige - Mutationen einem konstanten Takt folgen. Wie der an der Harvard-Universität arbeitende österreichische Biomathematiker Martin Nowak im Fachmagazin "PLOS Computational Biology" berichtet, lag man damit aber falsch: Berechnungen von Nowaks Team zeigten, dass die räumliche Anordnung eines Lebensraumes die molekulare Uhr einer dort lebenden Spezies sowohl beschleunigen als auch abbremsen kann.

"Wir haben die überraschende Beobachtung gemacht, dass diese als konstant angesehene molekulare Uhr durch die Bevölkerungsstruktur einerseits beschleunigt und andererseits verlangsamt werden kann", sagte Nowak. Die räumliche Anordnung des Lebensraumes einer Population könne also das Tempo der molekularen Uhren sehr wohl ändern.

Wenn zum Beispiel eine Vogelart über eine Inselgruppe verteilt ist, könne eine der Inseln für die Tiere ein besserer Lebensraum sein als die anderen. Würde die Vermehrungsrate der Vögel dort deshalb rasant steigen, würden sich auf diesem Eiland Genveränderungen schneller ansammeln, als wenn alle Vögel gemeinsam auf einer großen Insel lebten. Die molekulare Uhr tickte auf dieser kleinen Insel also rascher als anderswo. (APA/red, derStandard.at, 26.2.2015)