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Separatistischer Kämpfer in Debalzewe.

Foto: REUTERS/Baz Ratner

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Gedenken am Maidan in Kiew an die bei den Protesten gegen den ehemaligen Präsidenten Janukowitsch vor einem Jahr um Leben gekommenen Demonstranten.

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Kiew - In der Ukraine ist das Gedenken an die Opfer der Maidan-Proteste vor einem Jahr von einem Anschlag in Charkiw überschattet worden. Während des "Marschs der Würde" wurden in der ostukrainischen Stadt am Sonntag bei einer Explosion zwei Menschen getötet und ein Dutzend weitere verletzt.

Einigung auf Abzug schwerer Waffen

Nach dem Austausch von Gefangenen am Samstagabend einigten sich Rebellen und Regierungstruppen am Sonntag auf den Abzug schwerer Waffen. In Kiew versammelten sich tausende Menschen, um an die Opfer der Proteste zu erinnern, die vor einem Jahr zum Sturz des prorussischen Präsidenten Viktor Janukowitsch führten. Auch der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck und andere ausländische Politiker nahmen an dem Gedenken teil. Gauck sagte vor Journalisten, die Menschen seien "aus Stolz und Demut und Trauer" gekommen. Es seien Menschen, "die nach Europa wollen" und "die unseren Werten vertrauen".

Gauck hatte zuvor erklärt, er wolle mit seinem Besuch in Kiew "ein Zeichen der Solidarität mit der ukrainischen Demokratiebewegung setzen". Neben Gauck nahmen der ukrainische Präsident Petro Poroschenko, der EU-Ratspräsident Donald Tusk und die litauische Präsidentin Dalia Grybauskaite teil. Zu Ehren der fast hundert Toten, die bei den Straßenkämpfen um den Unabhängigkeitsplatz in den Tagen vor dem Sturz Janukowitschs getötet worden waren, stellten die Politiker Kerzen auf.

Sprengsatz in Charkiw explodiert

In der ostukrainischen Stadt Charkiw explodierte während eines Gedenkmarschs ein versteckter Sprengsatz und tötete zwei Menschen, ein Dutzend weitere wurden verletzt. Der Staatsanwalt Juri Daniltschenko sagte, ein Polizist sei unter den Toten, auch vier seiner Kollegen seien verletzt worden. Das Innenministerium sprach von einem "Terroranschlag", während der Geheimdienst die Festnahme mehrerer Verdächtiger meldete.

Gefangenenaustausch

Trotz der weiterhin brüchigen Waffenruhe in der Ostukraine gab es unterdessen Fortschritte bei der Umsetzung des Friedensplans von Minsk: Am Samstagabend tauschten die beiden Kampfparteien wie im Minsker Abkommen vereinbart an der Frontlinie etwa 190 Gefangene aus. Die Übergabe von 139 Soldaten und 52 Rebellen fand in Scholobok nordwestlich der Rebellenhochburg Lugansk statt. Einige der Soldaten waren verwundet und stützten sich auf Krücken.

Zudem einigten sich beide Seiten auf den Abzug schwerer Waffen. Die Dokumente zum Beginn des Abzugs "von der gesamten Frontlinie" seien unterzeichnet worden, teilte der ukrainische General Olexander Rosmasnin mit. Der prorussische Rebellenkommandeur Eduard Basurin sagte der Nachrichtenagentur Tass, der Abzug solle am Dienstag beginnen. Er ist Teil des Friedensplans von Minsk, der vor zehn Tagen in der weißrussischen Hauptstadt ausgehandelt wurde.

Eigentlich hätte der Abzug schon am vergangenen Dienstag beginnen sollen, doch lehnten beide Seiten dies wegen der anhaltenden Kämpfe um den Bahnknotenpunkt Debalzewe ab. Am Mittwoch war die ukrainische Armee nach erbitterten Gefechten jedoch gezwungen, sich aus der strategisch wichtigen Stadt zurückzuziehen. Nach Angaben Kiews wurden bei den wochenlangen Gefechten um die Stadt mindestens 179 Soldaten getötet. 81 weitere werden noch vermisst.

Kämpfe in Donezk und Mariupol

Seit dem Ende der Kämpfe in Debalzewe beruhigte sich die Lage etwas. Doch auch am Sonntag war in Donezk erneut Artilleriefeuer zu hören, während die ukrainische Armee zwei Panzerangriffe auf die Küstenstadt Mariupol meldete. Der Armeesprecher Andrij Lyssenko sagte zudem, ein Konvoi aus 50 Lastwagen mit Munition habe von Russland die Grenze Richtung Nowoazowsk überquert, das von den Rebellen gehalten wird.

Kiew und der Westen werfen Russland vor, die Rebellen mit Waffen und Soldaten zu unterstützen. Moskau bestreitet dies. US-Außenminister John Kerry drohte Russland mit einer Verschärfung der Sanktionen. US-Präsident Barack Obama werde "in den kommenden Tagen" eine Entscheidung treffen, sagte Kerry in London. Die US-Regierung macht Moskau für die Verletzung der Waffenruhe mitverantwortlich. (APA, 22.02.2015)