Die langen türkisch-amerikanischen Gespräche über die Zusammenarbeit bei der Ausbildung von syrischen Kämpfern haben ein detailliertes technisches Dokument hervorgebracht - der politische Aspekt, der Ankara und Washington trennt, bleibt jedoch in der Grauzone. "Rebellen" würden trainiert und ausgerüstet, heißt es. Rebellen wogegen? Laut US-Lesart werden die bis zu 15.000 Männer, die innerhalb von drei Jahren an dem Programm teilnehmen sollen, den "Islamischen Staat" (IS) bekämpfen, während die türkische Regierung weiter den Aufstand gegen das Assad-Regime im Sinn hat.
Das Misstrauen ist groß - auf die Ausbildungsliste dürfen nur Kämpfer, die sowohl von den USA als auch von der Türkei abgenickt werden: keine (allzu argen) Islamisten (USA) und keine Kurden (Türkei). Robert Ford, früher US-Botschafter in Damaskus und bis vor kurzem Patron der syrischen Opposition, hält die Idee, mit einer neuen kleinen Miliz das radikale Element im Aufstand zu schwächen, für eine Illusion: Es habe nie Berührungsängste zwischen Rebellen und Islamisten gegeben, und das werde so bleiben.
Die US-Forderung, Bashar al-Assad müsse gehen, ist jedenfalls auf Eis gelegt. Dass Assad "Teil einer Lösung" in Syrien sei, wie Uno-Vermittler Staffan di Mistura vor einer Woche in Wien sagte, kann man unterschiedlich interpretieren. Auf alle Fälle stimmt, dass die IS nicht zu schlagen sein wird, solange der Krieg in Syrien andauert. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 21.2.2015)