Eine Bushaltestelle in Southfield, einer Vorstadt von Detroit: Mehrere Personen warten auf ihren Bus und werden dabei von einem Fremden angesprochen. "Sind sie Muslim?", möchte er von einigen wissen. Nein, lautet die wahrheitsgetreue Antwort zweier Männer, die dem Fragesteller so überhaupt nicht zu gefallen scheint. Es folgt ein kurzes, hitziges Gespräch, bis der Fremde der Worte überdrüssig wird, ein Messer zückt und insgesamt sechsmal auf die Männer einsticht.

Ereignet hat sich dies am Samstagabend, wie der lokale Polizeichef Eric Hawkins bekanntgab. Die beiden Opfer - 51 und 52 Jahre alt - kamen mit nicht lebensgefährlichen Verletzungen davon und gaben in ihrer Aussage besagten Verlauf zu Protokoll. Der mutmaßliche Täter, 39 Jahre alt, wurde wenige Häuserblocks weiter festgenommen, ausgerüstet mit zwei Messern und etwas Marihuana. Zwar äußerten sich die Behörden offiziell noch nicht zum Motiv, Polizeichef Hawkins betonte aber, dass der Verdächtige selbst ein Muslim ist und sich mit der Aussage der beiden Opfer, sie seien keine Muslime, "nicht glücklich" zeigte.

Am Dienstag wurde der 39-Jährige des zweifachen versuchten Mordes sowie des Waffen- und Drogenbesitzes angeklagt. Laut Detroit Free Press wurde eine Kaution von einer Million Dollar festgelegt und der nächste Gerichtstermin für den 4. März anberaumt. Außerdem hat die Polizei von Southfield die US-Bundespolizei FBI kontaktiert, um zu prüfen, ob es sich um ein Hassverbrechen und damit einen Bruch von Bundesgesetzen handeln könnte. Dies ist der Fall, wenn das Motiv darin besteht, dass das Opfer einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe angehört.

Mordanklage in Chapel Hill

Unterdessen wurde rund 1000 Kilometer weiter südlich, in Chapel Hill im US-Bundesstaat North Carolina, Mordanklage gegen jenen 46-jährigen Mann erhoben, der drei Muslime erschossen haben soll. Für eine sogenannte Grand Jury aus Laienrichtern reichten die Beweise dafür aus. Dem Verdächtigen droht bei einer Verurteilung lebenslange Haft.

Craig H. wird vorgeworfen, in der vergangenen Woche drei Studenten in der Nachbarschaft erschossen zu haben. Danach stellte er sich der Polizei. Zunächst gingen die Behörden von einem Streit um einen Parkplatz als Motiv aus. Nun wird aber in Richtung rassistisch motivierter Tat und somit Hassverbrechen ermittelt, weshalb das FBI auch in diesem Fall eingeschaltet wurde.

Der Fall in Chapel Hill hatte für internationales Aufsehen gesorgt. So kritisierte etwa der türkische Staatspräsident Tayyip Erdogan seinen US-Amtskollegen Barack Obama, weil dieser den Mord dreier Muslime nicht sofort verurteilte. (ksh, DER STANDARD, 19.2.2015)