Die Tage von Siegfried Wolf als Aufsichtsratspräsident der ÖIAG sind gezählt; die Staatsholding wird umgewandelt und neu besetzt. Wie dringend dieser Personalwechsel ist, hat Wolf selbst eindrucksvoll belegt.

Bei einer Veranstaltung an der WU Wien breitete Wolf diese Woche seine geopolitische Weltsicht aus: Europa stehe unter dem "Diktat der Amerikaner"; diese würden die "positiven Beziehungen zwischen Europa und Russland" torpedieren, weil sie die Europäer um deren gute Geschäfte mit Moskau beneideten.

Dass Wolf sich selbst als "Putin-Freund und Putin-Versteher" bezeichnet und kein schlechtes Wort über ein Regime verliert, das gerade einen mörderischen Krieg auf europäischem Boden führt, mag man ja noch verstehen. Schließlich steht der frühere Magna-Chef seit Jahren im Sold eines russischen Großkonzerns. Aber Wolfs krauser Antiamerikanismus ist für einen führenden Vertreter der Republik inakzeptabel - zu einer Zeit, in der die Werte des Westens von vielen Seiten bedroht werden und die USA und die EU auch deshalb einen Schulterschluss suchen.

Dazu gehört das Freihandelsabkommen TTIP, das von den meisten Unternehmern im Land begrüßt wird und auch Magna nützen wird. Sie wissen, dass Amerika und Europa viel mehr Partner als Rivalen sind - gerade in wirtschaftlichen Belangen. Aussagen wie jene von Wolf sind nicht nur faktisch falsch, sie schaden auch Österreichs Interessen. (Eric Frey, DER STANDARD, 18.2.2015)