Olaf Metzels "In einer öffentlichen Halle ist nie ein Mensch zum Fegen da" (1996/2014) thematisiert die Frage nach Verantwortung im öffentlichen Raum.

Foto: Christian Vorhofer, 2015

Innsbruck - Metzel mischt sich ein. Und das seit 30 Jahren. Die Themen seiner gesellschaftskritischen Arbeiten zieht er aus dem politischen Geschehen. Dabei ist er unbequem. Sein Publikum konfrontiert er nicht nur in den Komfortzonen der Galerien und Museen, sondern vor allem im öffentlichen Raum.

2006, in Deutschland ist Fußball-WM, verhüllt er den Schönen Brunnen in Nürnberg mit Schalensitzen. Sie waren aus dem alten Berliner Olympiastadion, in dem 1936 die Olympischen Spiele stattgefunden hatten. Der Titel: Auf Wiedersehen. Der Skandal: vorprogrammiert. Bekannt wurde Metzel 1987 mit der Arbeit 13.4.81 (Randaledenkmal) am Kurfürstendamm, die Bezug auf gewalttätige Demonstrationen in Folge einer Falschmeldung vom 13. April 1981 nahm: Der RAF-Terrorist Sigurd Debus sei während eines Hungerstreiks im Gefängnis gestorben. Auch 1987 war die Aufregung groß.

Absperrgitter und Transparente sind auch Materialien einer Arbeit für den Kunstraum. Die Aufschrift: In einer öffentlichen Halle ist nie ein Mensch zum Fegen da. Wer übernimmt Verantwortung für den öffentlichen, gemeinsam genutzten Raum? Olaf Metzel, der seit 1990 an der Kunstakademie in München lehrt, interessiert die Frage, wo man in die Situation eingreifen kann und wo die Künstlichkeit beginnt.

Sozialtapete heißt jene Arbeit, bei der er die bestehende Vorschalwand der Galerie teils entfernte und ein grobes Betonrelief anbrachte. Da bewegt man sich in einer Ästhetik der Zerstörung zwischen Plattenbauten und Stadtvierteln, die vielleicht einmal sozialutopisch geplant waren, jetzt heruntergekommen sind.

Stark sind die Arbeiten nicht in erster Linie als Sozialkritik oder gar Agitation, sondern vor allem auch durch ihre räumliche und skulpturale Qualität. Und noch stärker als im Schonraum Galerie sind sie wohl im öffentlichen Raum. (Robert Gander, DER STANDARD, 18.2.2015)