Mannheim/Berlin - Immer mehr Börsenprofis sehen die deutsche Wirtschaft im Aufwind. Das entsprechende Barometer für die Konjunkturerwartungen stieg im Februar um 4,6 auf 53,0 Zähler, wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner Umfrage unter 227 Anlegern und Analysten mitteilte. Durch den vierten Anstieg in Folge wurde der höchste Wert seit einem Jahr erreicht. Allerdings hatten Ökonomen mit einem kräftigeren Zuwachs auf 55,0 Zähler gerechnet.

"Die Geldflut der Europäischen Zentralbank und die überraschend starke wirtschaftliche Entwicklung im vierten Quartal 2014 sorgen für gute Stimmung unter den Finanzmarktexperten", sagte ZEW-Präsident Clemens Fuest. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs Ende 2014 mit 0,7 Prozent mehr als doppelt so stark wie das der Euro-Zone. Wegen des überraschend kräftigen Rückenwinds gehen viele Experten inzwischen davon aus, dass Europas größte Volkswirtschaft in diesem Jahr um bis zu zwei Prozent zulegen kann. 2014 waren es 1,6 Prozent.

Risiken bleiben

Allerdings bleiben auch große Risiken. "Dämpfend auf die Konjunkturerwartungen wirken sich die Zuspitzung der Ukraine-Krise und der konfrontative Kurs der neuen griechischen Regierung aus", sagte Fuest. So scheiterten gerade die Gespräche des griechischen Finanzministers mit seinen Euro-Amtskollegen über neue Hilfen für den überschuldeten Staat. Auch gehen die Kämpfe in der Ost-Ukraine trotz der vereinbarten Waffenruhe weiter. Beide Ereignisse wurden von der Umfrage noch nicht oder nicht vollständig erfasst.

Überlagert werden die Gefahren derzeit von günstigen Rahmenbedingungen. "Die deutschen Investoren schauen mehr auf die ökonomischen Vorteile des schwächeren Euro und der niedrigeren Ölpreise", sagte Volkswirtin Jessica Hinds vom Analysehaus Capital Economics. Die Abwertung macht deutsche Produkte in Übersee billiger, während fallende Energiekosten Unternehmen und Verbraucher um Milliarden entlasten. Die Börsianer bewerteten auch deshalb die Lage deutlich besser als zuletzt. Dieses Barometer stieg überraschend deutlich um 23,1 auf 45,5 Zähler. (Reuters, 17.1.2015)