Wer Klaus Schneeberger vor allem als Klubobmann der ÖVP Niederösterreich kennt, den dürfte überraschen, dass der 64-Jährige in Wiener Neustadt lange in zweiter Reihe verharrte: 1986 bis 2000 stellte er den Vizebürgermeister. Als Klubchef der VP Niederösterreich (seit 2000) und enger Vertrauter des Landeshauptmanns zählt er zu den mächtigsten Politikern des Bundeslandes. Nun wird er Ortschef des 70 Jahre lang rot regierten Wiener Neustadt - dank eines "bunten" Arbeitsübereinkommens mit FP, Grünen und zwei Listen. Beim Verhandeln mit dem "politischen Fuchs" müsse man höllisch aufpassen, geben politische Mitbewerber zu. Aber er sei geradlinig.

Hartnäckig ist "Schnee", wie ihn viele parteiintern nennen, auch: "Aufgeben ist keine Kategorie für mich", sagt er über sich. Mit vier Jahren hatte er Kinderlähmung, die Auswirkungen hätten ihn sein ganzes Leben begleitet - und ihm Disziplin abverlangt. Vergangenen Herbst beschloss er, für einen "Neustart für Neustadt" zu kämpfen. Christian Stocker, bis dahin Nummer eins der VP Wiener Neustadt, überließ ihm ohne Murren das Feld. Schneeberger versprach einen Masterplan für die Stadt, lobte medienwirksam das Krebsforschungszentrum Medaustron und machte sich Sorgen um die leeren Stadtkassen.

Den Wählern gefiel's: Plus 9,4 Prozent der Neustädter wählten ÖVP (fast 34 Prozent), die SPÖ kam nur mehr auf 40 Prozent (minus 8,1 Prozent). Die Absolute, die Bürgermeister Bernhard Müller beinahe schon 2010 verloren hatte, war dahin, Müller Geschichte.

Der in Lienz geborene Schneeberger kam als Sechsjähriger nach Wiener Neustadt - als sein Vater, ein Offizier, in der Ungarnkrise dort hinbeordert wurde. Schon als 16-Jährigen motivierte ihn die JVP für die Politik. Nach der HAK-Matura studierte er Welthandel. Danach arbeitete er als Lehrer und später beim Energieversorger EVN als Personalreferent. 1975 startete er als Gemeinderat in Wiener Neustadt seine politische Laufbahn.

Klubchef bleibt er im Übrigen - was Gegner kritisieren. Er bringe beides unter einen Hut, ist sich Schneeberger sicher. Andere Funktionen, etwa den Posten des Aufsichtsrats bei der Hypo NÖ, will er aber zurücklegen - als solcher war einst gegen ihn wegen Untreue ermittelt worden; 2013 wurde das Verfahren eingestellt. Bleibt etwas Zeit, spielt Schneeberger Golf oder verbringt Zeit mit der Familie: Fünf Enkerln hat der verheiratete Vater dreier Kinder. (Gudrun Springer, DER STANDARD, 16.2.2015)