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Der schwedische Karikaturist Lars Vilks bei einer Veranstaltung der islamfeindlichen "Organisation Stop Islamization of Nations" (SION) zum Thema Meinungsfreiheit in New York im September 2012. Die Kritik an seiner Teilnahme ließ ihn unberührt: "Ich würde auch zum Ku-Klux-Klan fahren, wenn er mich einlädt."

Foto: AP Photo/ Linus Sundahl-Djerf

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Proteste gegen Lars Vilks in Malaysia im Jahr 2010.

Foto: AP/Sen Sing

Der schwedische Karikaturist Lars Vilks kennt das Leben mit der Gefahr. Seit er 2007 den Propheten Mohammed in Hundegestalt gezeichnet hat, lebt er unter dauerndem Polizeischutz. Die Armada an Bodyguards um ihn herum ist Alltag, die damit verbundene Einschränkung seiner Lebensqualität hat Vilks akzeptieren müssen. Wo er lebt, darf niemand wissen.

Zusätzlich zu den Todesdrohungen, die im Zuge des Karikaturenstreits ausgesprochen wurden, hat 2007 der "Islamische Staat im Irak" – die Vorläuferorganisation der IS-Terrormiliz – ein Kopfgeld von 150.000 Dollar (132.000 Euro) ausgesetzt.

Die US-Amerikanerin und Jihadistin Colleen LaRose sitzt aufgrund ihrer Anschlagspläne gegen Vilks seit dem vergangenen Jahr hinter Gittern. Die Polizei agiert daher rasch, mitunter aber auch übereilt – wie 2013 bei einem Interview mit dem Standard, das abgebrochen werden musste, weil ein Mann mit einer Waffenattrappe die Kunstgalerie in Malmö betreten wollte.

Dass die Bedrohung real ist und die Vorsichtsmaßnahmen berechtigt sind, hat sich am Samstag ein weiteres Mal herausgestellt, als ein Angreifer gezielt Schüsse auf ein Kulturzentrum abgab, in dem Lars Vilks zu Meinungsfreiheit und Blasphemie hätte Stellung nehmen sollen. Es wäre "sein" Thema gewesen, denn die Grenzen der beiden Komplexe versucht er seit Jahren mit seiner Kunst auszuloten.

Dabei gibt Vilks nicht den rücksichtslosen Agent Provocateur mit einer eindeutigen politischen Agenda, sondern den verständnisvollen, einnehmenden Professor. "Auf seine leise Art und Weise ist er eine sehr mutige Person", meint die Journalistin und jahrelange Wegbegleiterin Helle Merete Brix.

Er selbst will sich auch nicht explizit als Islamkritiker verstanden wissen, sagte aber 2013 zum Standard: "Der Islam hat sich nicht modernisiert. Der Koran wird noch immer wörtlich verstanden und nicht symbolisch. Das bedeutet, dass religiöse Dogmen mitten in unserer modernen Gesellschaft einen Platz haben, und das ist fatal." Die Reaktion der Islamisten habe nichts mit den Inhalten seiner Kunst zu tun, sondern sei nur reflexartige Empörung, um politische Ideen zu rechtfertigen.

Kunst braucht Provokation

In den vergangenen Jahren sei es für die Verfechter der Meinungsfreiheit immer schwieriger geworden; viele Menschen fühlten sich bei jeder Kleinigkeit angegriffen. Tabus seien in der Kunst jedoch nicht akzeptabel, so Vilks: "Die Geschichte und Weiterentwicklung moderner Kunst beinhaltete von jeher Provokationen. Das reicht von Edouard Manet bis Martin Kippenberger."

Vilks' provokante Auseinandersetzung mit den Grenzen von Kunst und Meinungsfreiheit zielt in erster Linie auf die Reaktionen der Rezipienten ab. Nicht allein deshalb, sondern auch wegen seiner geringen Erfolge ist er in der Kunstbranche durchaus umstritten. "Vilks ist als Clown der schwedischen Kunstszene bekannt", sagt Per Svensson von der schwedischen Gesellschaft der Publizisten. Sein eigenes Auftreten in der Rolle des "Künstlers" ist dabei immer Teil seiner Projekte.

So legte sich Vilks beispielsweise mit den schwedischen Behörden an, als er 1996 in einem Naturschutzgebiet seine eigene Mikronation "Ladonien" ausrief und dort Skulpturen errichtete. Mehrere Gerichtsprozesse folgten. "Ladonien" existiert bis heute, wird allerdings von keinem anderen Staat der Welt anerkannt. (Teresa Eder, DER STANDARD, 16.2.2015)