Dieses Bild des (fiktiven) Schwarzen Lochs Gargantua wurde für "Interstellar" mit einer neuen Software erstellt. Das Programm visualisiert, wie Schwarze Löcher das Licht von Sternen völlig verzerren können.

Foto: Paramount Pictures

London/Wien - Es ist schon öfter vorgekommen, dass Forscher durch Science-Fiction zu neuen Erkenntnissen oder Technologien angeregt wurden. Im Fall des Weltraumabenteuers "Interstellar" ist das Verhältnis von Science und Fiction ein besonders enges und wechselseitiges. Das liegt nicht zuletzt daran, dass der Theoretische Physiker Kip Thorne am Drehbuch des Films beteiligt war.

Der Blockbuster der Gebrüder Nolan ist für insgesamt fünf Academy-Awards nominiert, unter anderen für die besten visuellen Effekte. Rechtzeitig vor der Oscarverleihung am 22. Februar liefert Thorne mit zwei Kollegen in eigener Sache ein weiteres, wenn auch recht wissenschaftliches Argument dafür, dass "Interstellar" zumindest in dieser Kategorie die Auszeichnung verdient hätte.

In einem am Freitag veröffentlichten Artikel im Fachblatt "Classical and Quantum Gravity" beschreiben die Physiker das Computerprogramm, mit dem es unter anderem möglich wurde, die Filmsequenzen mit der Singularität namens Gargantua besonders realitätsnah zu visualisieren. Und dadurch wiederum hätten sich neue wissenschaftliche Erkenntnisse über die optischen Effekte von Schwarzen Löcher ergeben, so Thorne.

Komplex gebündeltes Sternenlicht

Das Programm, das von Thorne und der in London angesiedelten Firma Double Negative eigens für "Interstellar" entwickelt wurde, nennt sich DNGR (für Double Negative Gravitational Renderer). Wie die Forscher schreiben, erlaube es vor allem neue Aufschlüsse über die sogenannte Kaustik von Singularitäten - also jener Räume um die sich schnell drehenden Schwarzen Löcher, in denen Lichtstrahlen der dahinter liegenden Sterne auf komplexe Weise gebündelt werden.

Konkret hätten die beeindruckenden Simulationen des Schwarzen Lochs Gargantua gezeigt, dass durch den sogenannten Gravitationslinseneffekt bei schnell rotierenden Singularitäten bis zu 13 Abbilder des gleichen Sterns entstehen können - um wenig später sofort wieder zu verschwinden. (tasch, DER STANDARD, 14.2.2015)