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Geburtstagsgrüße aus Prag: Kim Jong-il 2010 bei einer Militärparade in Pjöngjang.

Foto: AP/Yu

Prag/Wien - Eine Ausstellung über den früheren nordkoreanischen Diktator Kim Jong-il hat einen parteiinternen Streit bei den tschechischen Kommunisten (KSCM) ausgelöst. Bei der Vernissage in der Prager Parteizentrale war am Dienstag der nordkoreanische Botschafter Kim Pyong-il anwesend, Halbbruder des 2011 verstorbenen "lieben Führers" und Onkel des derzeitigen Machthabers Kim Jong-un. Sein Amtsantritt in Prag und der Geburtstag von Kim Jong-il am 16. Februar gaben den Anlass für die Jubelschau.

KSCM-Vize Petr Simunek, der die Ausstellung initiiert hat, ist für die Diktatorenfamilie in Pjöngjang voll des Lobes: "Das Material, das wir aus Nordkorea bekommen haben, zeigt, dass die Vertreter dieses Staates etwas für die Menschen tun", schwärmt Simunek.

"Keine Parteiaktion"

Mittlerweile jedoch gibt es selbst aus der Prager Parteiführung Kritik an der Fotoausstellung über den autoritären kommunistischen Herrscher. Jirí Dolejs, ebenfalls stellvertretender Parteichef und liberales Aushängeschild der tschechischen Kommunisten, geht klar auf Distanz. Die Aktion sei ein Alleingang Simuneks, erklärte Dolejs im Tschechischen Rundfunk: "Das ist nicht unsere Veranstaltung."

An Simunek jedoch prallt jedwede Kritik ab. Die Ausstellung sei gar nicht politisch, sondern zeige lediglich "das Leben der Menschen in Nordkorea". Schon der Titel der Schau spricht allerdings eine andere Sprache: "Ausstellung zum Tag des strahlenden Sterns - Zum Geburtstag des ewigen Generalsekretärs der Koreanischen Arbeiterpartei, des Genossen Kim Jong-il".

Jeder Staat habe eben seine Traditionen, meinte dazu Simunek zur Tageszeitung Právo. In Nordkorea jedenfalls würden die Menschen "hinter ihren Volksvertretern stehen". KSCM-Chef Vojtech Filip wollte sich zu der Angelegenheit zunächst nicht inhaltlich äußern. Am Mittwoch erklärte er lediglich, dass Veranstaltungen in der Parteizentrale für gewöhnlich "nicht zensuriert" würden. Nur einen Tag später wurde die Tafel mit dem Ausstellungstitel dann doch noch entfernt - nicht aber die Ausstellung selbst.

Kaum reformiert

Die tschechischen Kommunisten wurden bei der Parlamentswahl 2013 mit knapp 15 Prozent der Stimmen drittstärkste Kraft, gelten jedoch als kaum reformfähig. Dass sie die politische Wende vor 25 Jahren nicht mitvollzogen haben, dürfte auch historische Gründe haben: Nach der Samtenen Revolution des Jahres 1989 kam es rasch zum Wiedererstehen der tschechischen Sozialdemokratie, deren Tradition zum Teil bis in die Habsburgermonarchie zurückreicht.

Die Sozialdemokraten gehören heute längst zum europäischen Mainstream, mit Bohuslav Sobotka stellen sie bereits den fünften Premierminister. Für die "Kommunistische Partei Böhmens und Mährens" wurde die Option einer demokratischen Öffnung, wie sie andere Regierungsparteien des ehemaligen kommunistischen Machtblocks vollzogen haben, damit nicht gerade attraktiver.

(Gerald Schubert, DER STANDARD, 14.2.2015)