Lagos - An der Theke stehen die Geschäftsleute in Anzügen für ihren Cappuccino to go an, in den gemütlichen Sofaecken hängen die Hipster mit ihren Laptops und Tablets ab und schlürfen ihren Caffe Latte oder ihren Frappuccino. Im Hintergrund läuft leise Jazz. Ein ganz normales Cafe also, doch dieses ist eins der ganz wenigen in der nigerianischen Wirtschaftsmetropole Lagos.

Neo heißt es, und Gründer Ngozi Dozie hat eine Vision: Das Neo soll das Starbucks Afrikas werden. Das große Vorbild aus den USA hat mehr als 20.000 Filialen in 65 Ländern, doch südlich der Sahara ist Starbucks nirgends zu finden. Andere US-Ketten wie KFC oder Domino's Pizza haben den Schritt hingegen trotz der enormen Kosten schon gewagt - nun will Dozie schnell sein, ehe Starbucks etwa noch auf die Idee kommt.

Nigeria ist ein guter Startpunkt: Das westafrikanische Land ist mit 170 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste des Kontinents, und die Mittelschicht wächst schnell. Laut einer Studie der Standard-Bank versechsfachte sie sich zwischen 2000 und 2014 auf rund 4,1 Millionen Haushalte.

Im Neo in Lagos sitzen vor allem die Rückkehrer: Nigerianer, die im Ausland gearbeitet oder studiert haben und nach der Finanzkrise in Europa und in den USA in ihre Heimat zurückgekehrt sind. Nigeria ist zur führenden Wirtschaftsmacht des Kontinents aufgestiegen, hier bieten sich ihnen viele Chancen.

Rückkehrer

Auch Cafe-Besitzer Dozie ist ein Rückkehrer. Drei Filialen hat er schon zusammen mit seinem Bruder Chijoke in Lagos aufgemacht, ein viertes Neo ist in Kigali in Ruanda. Aus Ruanda kommt der Kaffee, der im Neo ausgeschenkt wird. Der Barista, Kaitana John Bosco, in Lagos für die Ausbildung des Personals zuständig, kommt aus Ruanda. "Die erste Kaffeeplantage dort wurde 1904 angepflanzt. Wir produzieren also schon seit mehr als hundert Jahren Kaffee", sagt er. Getrunken wird er aber woanders - in Afrika ist nach wie vor der lösliche Kaffee am beliebtesten.

Neo soll das ändern: "Neo heißt in Tswana, der Sprache Botsuanas, Geschenk", sagt Ngozi Dozie. "Und auf Lateinisch natürlich neu." Die Afrikaner sollen den Kaffee trinken, den sie produzieren - und ihn nicht exportieren, um dann Kaffee schlechterer Qualität wieder zu importieren.

"Ich nenne mal ein Beispiel", sagt Kaitana John Bosco: "Ich habe vor einigen Jahren einen Kaffeeproduzenten besucht, in meiner Heimat. Der alte Herr baute seit 20 Jahren Kaffee an - aber er hat nie ausprobiert, wie Kaffee eigentlich schmeckt." Bei Neo gibt es "100 Prozent Afrika" für Afrika, wirbt Dozie. In vier Jahren will er es auf 30 Filialen in Lagos gebracht haben. (APA, 13.2.2015)