Als wäre er für Österreich gemacht: Mit Allrad, was bei BMW xDrive heißt, ist das 4er Gran Coupé allwettertauglich. Ansonsten ist der Wagen einfach nur schön und fährt sich so dynamisch, wie ein BMW sich fahren soll. Im Test mit Dreiliter-Diesel aus Österreich.

Der 4er ist als Gran Coupé (GC) das aktuell wohl gelungenste Beispiel für die Dehnung des Spannungsbogens. Auffällig schön, ganz ohne die sonst bei BMW übliche stilistische Sollbruchstelle und trotzdem mit langer stilistischer Halbwertszeit. Ein so klassisch-eleganter Wurf, dass man darüber beinahe vergisst, dass es heute gar keine schlanken Autos mehr gibt (auch aufgrund enormer Sicherheitsauflagen), sondern fast nur mehr adipöse Geräte.

Foto: Stockinger

Die Seitenlinie suggeriert: Coupé, siehe Spannungsbogen. Der genauere Blick belehrt: vier Türen. Die Idee hatte zuallererst Mercedes mit dem CLS, 2004. Inzwischen hat sich das als grandiose Geschäftsidee erwiesen, auch bei BMW. Wem die 3er-Limo zu bieder oder massenwarig ist und den die paar Tausender Schönheitszuschlag nicht schrecken, der ist beim 4er GC richtig: immer noch knackig-sportlicher Fahrhabitus (noch nicht so vordergründig komfortabel wie der 5er), immer noch halbwegs übersichtlich groß und innenstadtparkplatztauglich.

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Dass dieser Wagen praktischer ist als die 3er-Limo, liegt daran, dass man sich vom Audi A5 Sportback die große Heckklappe abgeguckt hat. Die ist im Alltag hilfreich und zeigt, dass gutes Aussehen nicht zwangsläufig Defizite bei den inneren Werten bewirkt. Dank Fernbedienung macht man sich bei jetzigem winterlichem Schmuddelwetter nicht einmal die Finger schmutzig.

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Das auffällige Königstigerblau (das in Wahrheit natürlich Estoril-Blau heißt) von außen setzte sich in unserem 430d xDrive GC auch in diversen Zierleisten innen fort (assistiert von technoiden Materialien wie Alu) und wurde noch einmal zitiert in blauen Nähten und der Stofftextur der Sitze und Türtapezierung. Das stilsicher designte Interieur erzeugt eine Atmosphäre, die bewirkt, dass man hier nur unter Protest wieder aussteigt.

Unterstützt wird dies durch feines Gestühl (beim Seitenhalt im Testwagen wie ein Maßanzug an den Fahrer anpassbar), vor allem aber durch jene Qualitäten, die sportive Gemüter so zu BMW hinziehen. Man kann das gar nicht oft genug betonen: was für eine präzise Lenkung. Was für ein grandioses Fahrwerk. Als Kinder hätten wir gesagt: federiert sich super, heutzutage ergänzen wir hedonismuserprobt: ein einziger Genuss.

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Damit zum Antriebstrang. 8-Gang-Automatik von ZF an Bord, immer noch weltbestes Wandlergetriebe für längs eingebaute Motoren, auch im 4er GC ganz große Klasse, und will man einmal persönlich in die Schaltüberlegungen eingreifen, dann am besten über die Schaltwippen am Lenkrad.

Weil winters hilfreich und zudem gut zu unserem Lässigkeitskoeffizienten passend, war unser Testfahrzeug mit 3,0-Liter-Diesel und Allrad versehen. Das erlaubt einerseits souveränes Vorankommen - ja, der Schöne hat auch Biss -, schlägt andererseits im Ökokapitel gar nicht negativ zu Buche: Knapp sieben Liter auf 100 km errechnete der Bordmathematicus, ein tadelloser Wert angesichts Winter (Heizung), Allrad und üppiger Motorisierung (258 PS).

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Dass BMW auch beim Infotainment vorn mitspielt, ist bekannt. Unsereins konzentriert sich aber lieber aufs Fahren, das reale Leben, als in den unendlichen Tiefen des digitalen Paralleluniversums herumzugurken und kostbare Zeit zu verplempern. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 13.2.2015)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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