Vor wenigen Wochen wurde das neue Hochregallager von Schachinger Logistik mit dem Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Poppe Prehal Architekten schufen eine hölzerne Halle mit guter Ökobilanz und viel Zufriedenheit am Arbeitsplatz.

Großfamilien an Gummibärchen, tonnenweise Tomatenmark und gefühlte Millionen Liter Maggi-Suppenwürze. 400 Tonnen Lebensmittel, sogenannte Fast Moving Consumer Goods (FMCG), werden hier täglich rangiert. Man wähnt sich in einem Supermarkt für Goliath. Doch Achtung auf den Verkehr, der bisweilen recht aufbrausend sein kann, denn zwischen den Regalen, die bis in 16 Meter Höhe mit mehr als 18.000 Europaletten vollgestopft sind, fahren und hupen und quietschen und lenken und bremsen sie, die Gabelstaplerfahrerinnen von Hörsching bei Linz.

Foto: Schachinger

Vor kurzem wurde das neue Betriebsgebäude des privaten Logistikers Schachinger, das bereits etliche erste Preise einheimsen konnte, mit dem Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit ausgezeichnet.

"Was im Bereich Logistik- und Gewerbeimmobilien in Österreich seit dem Zweiten Weltkrieg errichtet wurde, ist die schlimmste Architektur, die die Menschheit je gesehen hat", sagt Max Schachinger, Geschäftsführer des Familienbetriebs Schachinger Logistik Holding GmbH in dritter Generation. "Die meisten Bauwerke in dieser Branche werden von der Abwesenheit des Geistes produziert. Man stelle sich nur vor, man ist eine mental durchschnittlich aufgestellte Seele, die den ganzen Tag in diesen dunklen, hässlichen, orientierungslosen Stahlkisten ohne Tageslicht arbeiten muss. Ich möchte die Unzufriedenheit solcher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht verantworten müssen."

Foto: Kurt Hörbst

Und so entschied sich Schachinger, auf dessen Schreibtisch im Büro sich Psychologiebücher und zeitkritische Kulturmanifeste türmen, mit dem Anbau an den bestehenden Logistikpark in der Nähe des Linzer Flughafens nicht nur sich selbst, sondern auch dem Personal und der Umwelt Gutes zu tun. Die rund 12.000 Quadratmeter große Hochregalhalle, die für den einige Jahre unter Vertrag stehenden Kunden Metro errichtet wurde, ist fast zur Gänze in Holz gefertigt und verfügt über zwei Grundwasser-Wärmepumpen, die den Bau heizen bzw. kühlen. Die restlichen 25 Prozent Strombedarf werden mit Ökostrom gedeckt. Im Sommer wird zudem nächtens quergelüftet, indem Fenster und Oberlichten automatisch geöffnet werden, sobald die Außentemperatur niedriger ist als jene in der Halle.

Ringen mit der Bauordnung

"Wenn man sich anschaut, wie wenig ein nachhaltiges Konzept unterm Strich teurer ist, dann gibt es keinen Grund mehr, diesen Weg nicht einzuschlagen", so Schachinger - und beziffert die Mehrkosten gegenüber einer handelsüblichen Sandwich-Paneel-Halle mit etwa sechs Prozent. Insgesamt belaufen sich die Netto-Baukosten auf 6,5 Millionen Euro (Gesamtherstellungskosten: 8,5 Millionen Euro), 1,8 Prozent davon wurden gefördert. Das Resultat der bauherrlichen Bemühungen: ein Zertifikat in DGNB Gold, eine klima:aktiv-Auszeichnung und die Stampiglie "EU Green Building". Im Herbst, so der Plan, soll zudem eine PV-Anlage auf dem Dach errichtet werden. Sie wird die siebtgrößte Anlage Österreichs sein.

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"Max Schachinger ist wirklich ein ambitionierter Bauherr, der weiß, was er will", meint Andreas Prehal, Projektleiter im Steyrer Architekturbüro Poppe Prehal, das sich im Rahmen eines Ideenwettbewerbs gegen einige Mitbewerber durchsetzen konnte. "Wir haben viele sehr unterschiedliche Dinge angedacht, wie etwa Strohballen- oder Schafwolldämmung an der Fassade, mussten dann aber wieder davon Abstand nehmen, denn das wäre mit den neuen OIB-Brandschutzrichtlinien leider nicht vereinbar gewesen." Geworden sind es dann 24 Zentimeter handelsübliche Mineralwolle. Ein Zugeständnis an die Bürokratie. Und CO2-armer Beton. Und viel, viel Holz.

"Die Holzfassade", erinnert sich Prehal, "wäre eigentlich auch schon fast gestorben, denn die Bauordnung definiert sehr genau, unter welchen Bedingungen ein Brandüberschlag stattfinden kann und unter welchen nicht. Die Vorschriften sind sehr streng." Über einen Kniff - die Breite der Hinterlüftungsfugen ist größer als die Dicke der Weißtannenbretter - und dank der horizontalen Stahlstreifen in der Fassade, die ein einmal ausgebrochenes Feuer laut Brandschutzvorschrift aufzuhalten imstande sind, ist es schließlich gelungen, das Holzkonzept zu realisieren.

Fotos: Kurt Hörbst

Und zwar auch innen. Immer wieder blitzt das Holz hervor, mal als Leimbinder in der Halle, mal als Kreuzlagenholz (KLH) in den Speditionsbüros, mal als massive Fichtenkonstruktion auf der aufgeständerten Ebene, auf der Produkte und Teaser-Stellagen nach Kundenwunsch customized werden. 1500 Kubikmeter Konstruktionsholz wurden hier verbaut. "Hätten wir die Konstruktion in Beton errichtet, dann hätten wir allein dafür mehr als 5000 Tonnen CO2 verbraucht, die nun im Baustoff gebunden sind", rechnet Prehal vor.

Üblicherweise, darin sind sich Auftraggeber und Architekt einig, gehe man davon aus, dass man in einer Logistikimmobilie wie dieser wenig Handlungsspielraum habe, wenn es um Steigerung von Ökobilanz und Zufriedenheit am Arbeitsplatz geht. Doch das sei falsch gedacht. Die Staplerfahrer kurven mit viel Spaß durch die Gegend, an den Wänden hängen als "Kunst am Bau" getarnte Akustikpaneele, die von Studenten der Kunstuniversität Linz entwickelt wurden, und die Wände erstrahlen - zum Überdruss der eher minimalistisch veranlagten Poppe Prehal Architekten - auf eingehenden Wunsch des Bauherrn in Gelb und Limettengrün. Ziemlich giftig. Hier scheint eine Art Sonne.

Fotos: Kurt Hörbst

Zur Nachahmung empfohlen

Der Schachinger-Logistikpark ist nach Lkw Walter im Industriezentrum NÖ Süd der zweitgrößte private Logistikpark Österreichs. Das Unternehmen mit 13 Filialen in Österreich und CEE und insgesamt 550 Mitarbeitern erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 180 Millionen Euro. Die neue Halle, die in nur sechs Monaten Bauzeit errichtet wurde, hat seit ihrer Fertigstellung im September 2013 bereits mehr als tausend Besucher angelockt. "Die Konkurrenten waren auch schon da", freut sich Schachinger. Denn, wie Architekt Prehal meint: "Nachhaltige Bauten gibt es bereits viele, aber in dieser Branche ist das immer noch eine Ausnahmeerscheinung." Möge sie Nachahmer finden. (Wojciech Czaja, DER STANDARD, 14.2.2015)

Foto: Kurt Hörbst