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"Was redet der da?", scheint sich Kanzler Werner Faymann zu denken. Die Übersetzung beim Besuch des griechischen Regierungschefs Alexis Tsipras ließ einiges zu wünschen übrig.

Foto: APA/Roland Schlager

So recht schlau wurde man nicht aus den Aussagen der Regierungschefs beim Besuch von Alexis Tsipras bei Werner Faymann am Montag. Sind die beiden jetzt Freunde? Und wenn ja, wie teuer ist die neue Freundschaft? Der Kanzler gab immerhin einen Hinweis: Die Beziehung zu seinem linkeren Amtskollegen dürfe jedenfalls kein europäisches Steuergeld kosten. Denn eine stabile Freundschaft basiere auch auf Verpflichtungen, die einzuhalten sind. Und Tsipras? Der wird wahrscheinlich ebenfalls weise Worte gefunden haben, allerdings lässt sich das nicht mit Sicherheit sagen. Zumindest nicht für Personen ohne Griechischkenntnisse.

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Die Übersetzung im Kanzleramt glich jedenfalls einer Odyssee, bei der ein Teil des Sinns verlorenging. Erster Teil der Hörprobe: "Es muss Iphigenie gewartet haben, bis der richtige Wind geweht wird, damit sie also mit den Segeln durch Europa ..." Ein Ausflug in die griechische Mythologie – da hat sich der Staatsmann aus Athen etwas für den Gastgeber einfallen lassen. Möglicherweise war der Sturm über Wien inspirierend, dessentwegen Tsipras einige Warteschleifen über Schwechat ziehen musste. Den Zuhörern standen jedenfalls schon die Haare zu Berge, als es weiterging: "Es wird also Winde wehen lassen, die Sie also bitte schön auch dem Sturm entgegensetzen können." Zum Glück ist der Trojanische Krieg vorüber, zu viel Wind bläst Griechenland aber nach wie vor ins Gesicht und so manchem um die Ohren.

Denen traute manch Anwesender bei Tsipras' Gastspiel immer weniger, als dieser so durch die Kopfhörer tönte: "Weil also Leute, die nichts zu tun hatten und die eben nicht schuld daran waren, haben also bitte schön eine sehr ein Desaster für diese Leute." Im Vergleich dazu war die Beschreibung der Winde auf Aulis glasklar. Lag es an seinem Hochmut, dass Tsipras' Worte der Göttin Artemis geopfert wurden wie einst Iphigenie in der Weissagung? Man wird es nie erfahren, erfahren konnte man hingegen: "Von der diese Hybris, die also entstanden ist, kommt jetzt, bitte schön, kommt der Augenblick, wo wir, bitte schön, eine eine Lösung finden könnten ..." Das erinnerte ein wenig an Lost in Translation. Der Film hat die passende Übersetzung: Zwischen den Welten. (as, DER STANDARD, 12.2.2015)