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Wie viel Rendite bringt das Kapital? Ein User hat nachgerechnet.

Foto: EPA/FRANKÜRUMPENHORST

Die Agenda Austria und Christian Felber, Gründungsmitglied von Attac Österreich, kommen in ihren jüngsten Kommentaren im STANDARD zu unterschiedlichen Ergebnissen in der Frage, wie viel Rendite das Kapital bringt. Auch sonst gibt es die unterschiedlichsten Vorstellungen, was denn nun dabei herausschaut, wenn man "Geld für sich arbeiten lässt". Eine passende Gelegenheit also, die Sache einmal abseits von anekdotischer Evidenz etwas näher zu betrachten.

Wirtschaft, ein komplexes Spiel

Zunächst sollte man sich bewusst machen, dass eine exakte Berechnung der Rendite beziehungsweise – wie ein Mathematiker sagen würde – des Erwartungswertes nicht gelingen wird. Bei einfachen Spielen wie Roulette ist das möglich, in einem so komplexen Spiel wie der Wirtschaft nicht. Man kann sich daher an die Wahrheit nur annähern. Was aber kein Manko ist, da bei sachgerechter Vorgangsweise eine solche Annäherung ausreichend gut gelingt.

Aktienrendite anhand eines großen Performance-Index

An einem Performance-Index wie dem deutschen Dax kann man abschätzen, welche Rendite in einem wirtschaftlich erfolgreichen, großen Land wie Deutschland mit Aktienkapital erzielbar ist. Betrachtet man den Dax beziehungsweise seine rückgerechneten Werte für die vergangenen 50 Jahre, erhält man Renditen von 6,2 bis 8,7 Prozent jährlich.

Rechnen wir optimistisch weiter mit dem größten Wert von 8,7 p. a. Leider landet diese Rendite nicht in der Tasche des Aktionärs. Es müssen nämlich noch Steuern und Spesen sowie Verwaltungskosten bezahlt werden. Versteuert man mit der österreichischen Kapitalertragsteuer (KESt) von 25 Prozent, bleiben von 8,7 Prozent noch circa 6,5 Prozent übrig. Spesen und Verwaltungskosten können unterschiedlich ausfallen – man wird nicht falsch liegen, wenn man annimmt, dass die Rendite dadurch auf unter sechs Prozent reduziert wird. Das erscheint zunächst noch immer recht erfreulich, aber hat man die Rechnung leider ohne Inflation gemacht. Wenn man für die vergangenen 50 Jahre eine durchschnittliche Inflation von mehr als zwei Prozent p. a. ansetzt, reduziert das unsere Realrendite auf großes Aktienkapital (Dax) auf weniger als vier Prozent.

Reale Rendite

Aktienkapital ist Eigenkapital und als solches nur der kleinere Teil des wirtschaftlich eingesetzten Kapitals. Für den Dax liegt eine typische durchschnittliche Eigenkapitalquote (ohne Finanzsektor) bei rund einem Drittel. Ungefähr zwei Drittel sind Fremdkapital, dessen Rendite aufgrund des geringeren Risikos niedriger liegt. Die reale Rendite auf das gesamte wirtschaftliche Kapital (Eigen- und Fremdkapital) wird daher niedriger sein als die Aktienrendite. Bei geschätzten zwei Prozent Realrendite für Fremdkapital ergibt sich ein Durchschnittswert für das gesamte Kapital von 2,7 Prozent.

Fazit

Wir werden bei unseren realen Renditeerwartungen an das Kapital mit großer Wahrscheinlichkeit unter drei Prozent liegen. Christian Felber rechnet "mit fünf Prozent per annum (real)". Eine laut Felber "verlässliche Quelle zum Thema", Thomas Piketty, rechnet mit noch (viel) mehr. Die Agenda Austria macht "die Rechnung mit nur drei Prozent real" (Zitat Felber). Wie man anhand dieser Abschätzung sehen kann, ist sogar die Agenda Austria noch auf der optimistischen Seite. (Erich Wohlmann, derStandard.at, 11.2.2015)