Wien - Bei der Wirtschaftskammerwahl tritt heuer erstmals die Neos-Liste Unos an, die als "Unternehmerisches Österreich" die Kammer reformieren will. "In Wien wollen wir das Zünglein an der Waage sein und die absolute Stimmenmehrheit des Wirtschaftsbunds brechen", sagte der Wiener Wahlkampfkoordinator Markus Ornig im Gespräch mit der APA.

Der Eventmanager kandidiert selbst gleich für drei Fachgruppen: Werbung, Tourismus und Gastronomie. 64 Prozent aller Unos-Kandidatinnen und -Kandidaten in Wien seien Ein-Personen-Unternehmen, betont er. "Wenn man uns immer fragt, ob wir uns für die Ein-Personen-Unternehmen einsetzen: Das brauche ich gar nicht lang erklären, wir sind EPUs."

Für Opting-out aus Mitgliedschaft

Die Kernforderung beim ersten Antreten zur Wirtschaftskammerwahl ist die Abschaffung der Pflichtmitgliedschaft, die von den Unos "Zwangsmitgliedschaft" genannt wird. Bis 2019 sollten in einem ersten Schritt die EPUs die Wahlfreiheit haben, nicht Wirtschaftskammer-Mitglied sein zu müssen - in Form eines "Opting-out". Natürlich sollten viele Leute Mitglied bei der Kammer bleiben, aber sie sollten die Wahl haben dürfen und nicht dazu verpflichtet sein, so die Position der Unos.

Langfristig sollte die WK-Mitgliedschaft für alle Unternehmen freigestellt sein. Dies müsse aber in mehreren Schritten erfolgen, um auch der Kammer die Chance zu geben, sich zu reformieren. Zuerst sollten die Kleinen von der "Zwangsmitgliedschaft" befreit werden, dann schrittweise die etwas Größeren, die KMUs, und dann auch die großen Industrieunternehmen. Dabei dürfe aber kein Chaos entstehen. "Wir brauchen eine starke Wirtschaftskammer", stellt der Unternehmer klar. Diese sei auch für die Sozialpartnerschaft wichtig. Die Rolle der Kammer in der Sozialpartnerschaft, etwa bei der Verhandlung von Kollektivverträgen, sei eine sehr wichtige und solle keinesfalls auf den Staat übergehen.

Reform der Gewerbeordnung angestrebt

Weiters wollen die Unos eine Reform der Gewerbeordnung. In gewissen Bereichen gebe es zwar schon Schutzzwecke, räumte Ornig ein, so solle etwa ein Installateur gut ausgebildet sein. In vielen Bereichen ortet er jedoch nur Bürokratisierung und überkommene Strukturen, die die Dynamik der Unternehmer hemmen würden. Er selbst habe als Eventmanager gleich drei Gewerbescheine lösen müssen.

Ornig vergleicht die Wirtschaftskammer mit einem "Traumschiff", das langsam und gemütlich in den Sonnenuntergang segle. Stattdessen brauche man kleine und wendige Schnellboote, die sich an die individuellen Bedürfnisse der Unternehmer anpassen und sie sicher zum Ziel geleiten sollten. Hand in Hand mit einer Gewerbeordnungsreform müsse auch eine Entbürokratisierung erfolgen. Besonders in das Kammerbudget will Ornig mehr Transparenz bringen. Die Wirtschaftskammer verwalte ein Budget von 800 Millionen Euro jährlich. (APA, 11.2.2015)