Bild nicht mehr verfügbar.

Tina Maze pflegt in jeder Situation unbeirrt ihren Weg einzuschlagen. Ist die Pflicht dann erledigt, folgt nicht selten ein Rad als Kür.

Foto: apa/epa/frey

Bild nicht mehr verfügbar.

Nicole Hosp (links) und Michaela Kirchgasser (rechts) hatten nach der Kombination etwas vorzuweisen, aber nicht so viel wie Tina Maze.

Foto: apa/techt

Beaver Creek - Sanftmut ist eine Charaktereigenschaft, die man nicht automatisch mit Tina Maze verbinden würde. Dabei lautet der volle Vorname der Slowenin Klementina, was auch mit "die Gnädige" zu übersetzen wäre. Die Doppelweltmeisterin von Beaver Creek, so wird behauptet, kann nämlich eine ziemliche Kratzbürste sein.

Den internationalen Skiverband (Fis) hat die 31-Jährige aus Crna na Koroskem hart an der Grenze zu Österreich schon mehrmals beschäftigt. Bei der WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen zweifelte sie die Korrektheit der Zeitnehmung an. In der folgenden Saison, als ihr die Fis die Benutzung einer bestimmten Unterwäsche untersagen wollte, weil Konkurrentinnen einen unstatthaften Vorteil vermutet hatten, zeigte sie im Zielraum von Cortina d'Ampezzo viel Haut und ein schmales Top, auf dem "Not your business!" zu lesen war. Schon davor hatte sie in St. Moritz das Fluchen Lindsey Vonns über eine verpatzte Fahrt auf sich bezogen und eine Klärung durch die Fis verlangt. Die lehnte ab, zumal die US-Amerikanerin ihre Unschuld auch so plausibel machen konnte - selbst Maze, die sich schnell einmal verfolgt fühlt. Resultat dessen waren wechselnde Serviceleute.

Der Italiener von Stöckli

Im Sommer 2012 stellte ihr der Schweizer Ausrüster Stöckli den Italiener Andrea Vianello zur Verfügung, der schon Alberto Tombas Geräte beschleunigt hatte. Er, Betreuer und Lebensgefährte Andrea Massi, sowie Technikcoach Valerio Ghirardi, der auf den Schweizer Mauro Pini folgte, bilden mit der Athletin das vom slowenischen Verband unabhängige "Team to aMaze", das nach einer kleinen Durststrecke in der Vorsaison wieder ein Erfolgsmodell ist. Maze konzentriert sich auf ihr Metier, andere Projekte, wie es Ende 2012 ihr Lied My way is my decision gewesen war, das an die Spitze der slowenischen Charts stürmte, sind ad acta gelegt.

In Beaver Creek fällt Maze neben ihren Leistungen auch durch ihre Lockerheit auf. Dass ihr drei Hundertstel auf Super-G-Gold gefehlt hatten, nahm sie äußerst sportlich zur Kenntnis. So sei es nun einmal, sagte sie in Richtung Anna Fenninger, einmal gewinne die eine, dann eben die andere. Das sei ja das Schöne am Sport. Die Abfahrt bestätigte sie dann fast haargenau, da lag sie zwei Hundertstel vor Fenninger. Sogar die wachsende Enttäuschung Vonns, die nach der verpatzten Kombination endgültig ins Jammertal stürzte ("Ich will diesen Tag nur so schnell wie möglich vergessen"), kommentierte Maze ohne Häme. Sie wisse "genau, wie man sich fühlt, wenn es nicht so läuft, wie man sich das vorgestellt hat. Das hat jede von uns schon mal mitgemacht."

Würdige Nachfolge

Mit dem Kombi-Triumph vor Nicole Hosp und Michaela Kirchgasser bestätigte sich Maze vollinhaltlich als beste Allrounderin im Zirkus, also als würdige Nachfolgerin der zurückgetretenen deutschen Titelverteidigerin und Doppelolympiasiegerin Maria Höfl-Riesch. "Wenn ich nicht gewonnen hätte, wäre es komisch gewesen", sagte Maze selbst.

Dass der Druck, den sie sich selbst macht, unvermindert hoch bleibt, ist selbstverständlich. Maze hat in dieser Saison bereits im Riesentorlauf und im Slalom Siege verbucht. Sie könnte ihren Satz an Goldenen gar vervollständigen, wenn sie den Slalom am Samstag für sich entscheidet. Dann hätte sie sich Rekordlerin Anja Pärson geschnappt. Die Schwedin war bisher die einzige Läuferin, die in allen modernen Disziplinen Weltmeisterin werden konnte. Und 2007 in Are gewann Pärson als bisher Letzte drei Titel bei einer WM. Fünf Medaillen bei einem solchen Event hat aber noch keine Dame geholt. "Ich weiß, ich kann es schaffen", sagt Maze, "auch, wenn es nicht einfach ist." Nur der Teambewerb war Maze nicht schmackhaft zu machen: "Es ist schon verrückt genug, was ich tue." (sid, lü - DER STANDARD, 11.2. 2015)