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Der Feldhamster gerät zunehmend unter Druck, eine Populationen haben sich mittlerweile in Stadtgebieten niedergelassen.

Foto: APA/Anspach

Bonn/Wien - Die europäischen Bestände des Feldhamsters (Cricetus cricetus) geraten immer mehr unter Druck. Ein nun in Deutschland veröffentlichter Statusberichte des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) attestiert dem etwa meerschweinchengroßen Nagetiers eine erhebliche Zunahme der Gefährdung.

In Deutschland sind aktuell vier große Verbreitungs-schwerpunkte des Feldhamsters vorhanden. Sie liegen in Mitteldeutschland, im Rhein-Main-Gebiet, in Franken sowie im südwestlichen Nordrhein-Westfalen.

Die Bestandsentwicklung ist jedoch in neun von den elf berücksichtigten Bundesländern negativ, unabhängig von der jeweiligen Bestandsgröße. In Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern wird der Bestand aktuell mit null angegeben, so dass die Experten davon ausgehen, dass der Feldhamster dort ausgestorben ist.

In den beiden Bundesländern waren noch in den 1990er Jahren Feldhamster gemeldet worden. Als halbwegs stabil wird die Bestandsentwicklung derzeit lediglich in Sachsen-Anhalt und in Rheinland-Pfalz eingeschätzt. Doch ohne entsprechende Schutzmaßnahmen wird der Feldhamster nach Experten-Angaben auch in Rheinland-Pfalz in etwa zehn Jahren ausgestorben sein.

Intensivierung der Landwirtschaft

Gefährdungsursache Nummer eins ist die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung, berichten die Wissenschafter. Der Feldhamster ist auf die Agrarlandschaft angewiesen. Er findet dort steppenartige Lebensräume, in denen er seine Erdhöhlen gräbt und reichhaltige Nahrung findet. Weil die moderne Landwirtschaft die Ernte jedoch immer früher und auch fast restlos einfährt, fehlt dem Feldhamster nicht nur Deckung und damit Schutz vor Feinden, sondern vor allem genügend Nahrung für die Überwinterung. Doch auch zunehmende Isolation und Zerschneidung der Lebensräume tragen zur Gefährdung des Nagers bei.

Auch in Österrich gilt der Feldhamster als gefährdet. Umso erfreulicher ist es, dass immer öfter Berichte über Hamsterpopulationen in Städten und in unmittelbarer Nähe des Menschen bekannt werden. Der Feldhamster gilt als klassischer Kulturfolger. Ursprünglich in Steppen- und Trockenrasengebieten zu Hause, hat er sich in einigen Fällen offenbar mit dem Menschen arrangiert.

Verhaltensänderungen

Neben ungewöhnlich hoher Vermehrungsrate erstaunt die Wissenschafter das veränderte Verhalten der Hamster in der Stadt. Bisher galten vor allem die Männchen als ungesellig und mit dementsprechend großen Revieren. Aber unter den Bedingungen in der Stadt rücken die Tiere offenbar freiwillig enger zusammen. Die Forscher raten Gartenbesitzern daher, die Feldhamster in ihrem Refugium sichten, diese einfach in Ruhe zu lassen. Füttern sei nicht anzuraten, da häufig die falschen Nahrungsmitteln verabreicht werden. Außerdem könnten die Populationen durch übermäßiges Füttern zu groß werden. (red, derStandard.at, 21.2.2015)