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David Alaba mit Bier, Mitchell Weiser mit Handy, die Alarmglocken läuten..

Foto: APA/Gebert

Köln - Die beiden Bayern-Stars tragen enge Höschen, sie posieren und lachen für ein ziemlich freizügiges Foto. Immerhin wussten Uli Hoeneß und Paul Breitner, üppig behaart an Kopf und Brust, aber an diesem 5. Juni 1973, was sie taten: Sie waren Werbeträger für die Bademoden eines Münchner Herrenausstatters.

Mitchell Weiser und David Alaba folgten einem Instagram-Trend zum ungewöhnlichen Foto. Aus diesem wurde am Montag ein Doppel-Tanga-Selfie vor dem Spiegel ("Sorry, Bruder, ich musste es tun", schrieb Weiser), das nur so durch die sozialen Netzwerke rauschte - bis es am Dienstag gelöscht wurde. Hohn und Spott waren die Folge, der Verein dürfte alles andere als amüsiert sein: Schon 2012 hatte Jupp Heynckes die "unprofessionellen Kinkerlitzchen" bei Twitter, Facebook und Co. kritisiert.

Gibt es keine Vorgabe, was die Spieler posten dürfen? Einige Vereine haben klare Bestimmungen. Ein Foto in der Art des berühmten Kabinen-Bildes von Lukas Podolski mit Angela Merkel während der WM wäre beim Hamburger SV unmöglich. "Wir haben den Spielern klar gemacht, dass uns Bilder aus der Kabine nicht gefallen", sagt Sportdirektor Peter Knäbel.

Falsche Kappe

Geholfen hat es nichts: Lewis Holtby bekam eine Strafe für ein Foto aus dem Innersten des Stadions - auch, weil er eine Kappe des falschen Ausrüsters trug. "Das war unüberlegt von mir", sagte er kleinlaut.

Bei Hannover 96 sind "Beleidigungen, Kritik am Klub und eindeutige politische Äußerungen" tabu, wie auch bei vielen anderen Vereinen. Die Regeln hat die Mannschaft mit entworfen, jeder Neuzugang bekommt sie an die Hand, in der Saisonvorbereitung wird das Thema angesprochen.

Auch auf Schalke ist der Ton rauer geworden. "Wir werden Verhaltensregeln für alle Beteiligten einführen", sagte Trainer Roberto Di Matteo Anfang Januar, inzwischen ist ein Leitfaden erstellt. Zuvor war eine Nachricht über eine Verletzung zuerst vom Spieler getwittert worden.

Shitstürme

Das passiert auch international. Italiens Torhüter Gianluigi Buffon teilte seine Absage vor dem WM-Eröffnungsspiel höchstselbst mit - der Verband konnte nur nachziehen. Kameruns Stürmerstar Samuel Eto'o kam dem Pressestab bei seiner Knieverletzung zuvor. Stars von Real Madrid lösten sogar einen Shitstorm aus, weil am vergangenen Wochenende nach einem 0:4 bei Atlético Madrid Fotos fröhlicher Spieler von Cristiano Ronaldos Geburtstagsparty auftauchten - gepostet von einem kolumbianischen Stargast.

"Diese Kanäle leben natürlich von Authentizität und Spontaneität", sagt Tobias Schmidt, auf Schalke für Social Media zuständig - aber das bringt auch Gefahrern mit sich. Der Fan an sich, er reagiert sensibel.

Die Netzwerke bieten den Klubs eine geniale Gelegenheit, direkt mit ihren Fans zu kommunizieren. Häufig wird der klassische Journalismus übersprungen. Insbesondere beim FC Bayern und Borussia Dortmund (Slogan: "Echte Liebe") ist das perfekt orchestriert, es werden sogar russische und chinesische Microblogging-Kanäle bespielt.

Edelman unfreiwillig veröffentlicht

Allerdings legen sich auch die Sportler Accounts zu, und dann kann es schwierig werden. Schlimm erwischte es in der vergangenen Woche einen der Helden des Super Bowls: Wide Receiver Julian Edelman von den New England Patriots musste ein Foto von sich entdecken, auf dem er nackt und schlafend zu sehen war. Eine Affäre hatte beim Dating-Netzwerk Tinder gepostet, hier etwas zurückhaltender zitiert: "Habe gerade mit Julian Edelman geschlafen! Kein Witz!"

Der Fußballer-Berater Jörg Neblung twitterte daraufhin: "Passt auf, meine Jungspunde - und lernt aus diesem Fall!"

Selbst dem FC Bayern ist bereits ein Schuss nach hinten losgegangen. 2012 kündigte der Rekordmeister eine "spektakuläre Neuverpflichtung" an, die PK gab es live bei Facebook. Präsentiert wurde: eine neue App. Die Bayern mussten ihre Fans um Entschuldigung bitten. (sid, 10.2.2105)