Dass ein Regierungschef von der Opposition pausenlos attackiert und mitunter auch gestürzt wird, ist normal - so funktioniert eben Demokratie. Doch manchmal lauert die größte Gefahr in der eigenen Partei. Der australische Premierminister Tony Abbott kann ein Lied davon singen: Es ist nicht die Laborpartei, die von den Oppositionsbänken aus wütet, sondern es sind ausgerechnet die Machinationen der eigenen Freunde, die die Karriere Abbots jäh beenden könnten.

Dass sich die Liberal-Konservativen nun gegen Abbott wenden, liegt vor allem in einer tiefen Unzufriedenheit wegen dessen autoritären Führungsstils. Und zu einem guten Teil herrscht auch eine ordentliche Portion Nervosität, ja sogar Panik: Abbot hat nach nur eineinhalb Jahren den gesamten Wahlbonus verspielt.

Es weist nicht wenig darauf hin, dass Abbott ein ähnliches Schicksal erleiden wird wie 2013 die Labor-Premierministerin Julia Gillard. Auch sie musste die bittere Erfahrung machen, vor der Zeit von der eigenen Partei - und nicht von den Wählern - an die Luft gesetzt zu werden. Vermeintlicher Sieger war damals Kevin Rudd, der aber kurz darauf die Volkswahl gegen Abbott verlor.

Nun wird wohl auch Abbotts Amtszeit frühzeitig enden, dafür will Malcolm Turnbull sorgen. Dem Ex-Banker hatte 2009 ausgerechnet Abbott den Parteivorsitz entrissen. Hat man solche Freunde, braucht man keine Feinde. (Gianluca Wallisch, DER STANDARD, 10.2.2015)