Das Venue 8 7000 ist spannend, aber laut Ars Technica etwas teuer für das Gebotene.

Foto: Dell

Microsoft hat Kinect, Google experimentiert mit Project Tango und auch Chiphersteller Intel hat in puncto Tiefenerkennung ein eigenes Pferd im Rennen. "RealSense" heißt die Technologie, die mit der dreidimensionalen Erfassung der Umgebung neue Anwendungsmöglichkeiten schaffen soll.

Hardwarehersteller Dell hat sie nun erstmals in ein Tablet verbaut, das Venue 8 7000, das kürzlich auf den Markt gekommen ist. Bei Ars Technica wurde das Gerät bereits einem ausführlichen Test unterzogen.

Tablet mit "Kinn"

Auffallend ist das Dell-Tablet bereits hinsichtlich seines Designs. Statt, wie viele Hersteller, Ränder mit gleichmäßiger Breite rund um das Display zu legen, sind der der Ränder um den 8,4-Zoll-Bildschirm vergleichsweise dünn geraten. Nur an der Unterseite befindet sich ein längeres "Kinn", in dem auch diverse Komponenten verborgen sind.

An diesem Bereich lässt sich das Gerät auch sehr komfortabel halten. Etwas unbequem wird es allerdings beim Drehen ins Querformat. Dazu gilt es, extra vorsichtig zu sein, um nicht versehentlich mit dem Handballen aufgrund der dünnen Ränder Eingaben auszulösen, zumal das Gerät mit sechs Millimetern das aktuell dünnste Tablet der Welt ist.

Ausstattung

Verarbeitungstechnisch gibt es wenig zu bemängeln, Dell hat sich für ein Aluminiumgehäuse mit Premium-Look-and-Feel entschieden. Ins Internet kommt das Gerät per WLAN (802.11ac), eine LTE-Version soll im Mai folgen. Dazu bietet es einen hervorragenden OLED-Bildschirm mit hoher Auflösung von 2.560 x 1.600 Pixel. Darunter werkt die Atom Z3580-Quadcore-Plattform mit zwei GB RAM. Der Onboardspeicher von 16 GB kann via microSD-Karte aufgestockt werden. Bluetooth ist an Bord, NFC nicht.

RealSense

Auf der Vorderseite, eben dem genannten Kinn, befinden sich drei Kameras. Diese sollen es erlauben, das Tablet auch ohne Berührung des Displays zu steuern. Die rückseitige Kamera, die eine Auflösung von acht Megapixel liefert, schießt Bilder in mäßiger Qualität, die sich dank RealSense aber nachträglich manipulieren lassen. So kann etwa eingestellt werden, dass alles ab einer Distanz von zwei Metern verschwommen dargestellt wird.

Allerdings tut sich die Software mit der Erfassung von Kanten schwer, was auch der Bildqualität geschuldet sein dürfte. Öfters gehen beim Weichzeichnen Motivteile im Vordergrund im Hintergrund unter, das Potenzial ist aber durchaus zu erkennen. Außerdem sollen sich auf den Aufnahmen, sofern über Dells eigene Galerie-App betrachtet, auch Entfernungen zwischen einzelnen Punkten anzeigen lassen – dieses Feature wird jedoch noch nachgereicht. Am besten funktioniert RealSense laut Intel auf eine Distanz von etwa ein bis fünf Metern.

Software

Aktuell läuft das Gerät mit Android 4.4, ein Update auf Lollipop wurde bereits ohne Zeitangabe angekündigt. Die Anpassungen des Systems Seitens Dell halten sich in Grenzen und beschränken sich größtenteils auf neue Optionen in den Einstellungen, die besondere Hardwarefeatures des Venue 8 betreffen. Softwareseitig verfügt das Gerät über einen "Flip to Silence"-Modus und schaltet sich stumm, wenn man es mit dem Bildschirm nach unten zeigend hinlegt. Darüber hinaus gibt es eine Reihe vorinstallierter und bei der Inbetriebnahme optional installierbarer Apps.

Leistung

In Benchmarks schlägt sich das Gerät mit Intel-Hardware ordentlich. Bei der Singlecore-Performance liegt es deutlich vor dem aktuellen Nexus 7 (2013), bei Mehrkernbelastung kann es im Geekbench auch das iPad Air 2 ausstechen. Bei der 3D-Leistung konkurriert es mit der ersten Generation des iPad Air. Im Alltag leistet es gute Dienste, neigt aber zu leichten Hängern beim Navigieren durch das Interface

Beim Test des Akkus hielt das Gerät beim Webbrowsen knapp zehn Stunden durch, was ein beachtlicher Wert ist.

Fazit

Das neue Dell-Tablet ist durchaus interessant, resümiert Ars Technica, aber für seinen Preis von 400 Dollar kein Must-Have. Das Design bietet Vor- und Nachteile, ist aber in jedem Fall gewöhnungsbedürftig. RealSense, als eines der herausstechenden Features, wird leider von mäßiger Kameraqualität beschränkt. (gpi, derStandard.at, 09.02.2015)