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Google will mit Drive ähnlich dominant werden wie mit Maps oder YouTube

Foto: Reuters/Lam

Seit knapp zehn Jahren bietet Google seinen Nutzern eine Alternative zu den klassischen Office-Anwendungen an: Mit Google Drive können Dokumente online und mobil bearbeitet werden, die Nutzung ist für Privatpersonen bei einer Speichermenge von bis zu 15 Gigabyte kostenlos, über 240 Millionen Nutzer nahmen dieses Angebot im vergangenen Jahr wahr.

Jetzt will Google aber mehr: Langsam und leise plant der Konzern, große Unternehmen als Kunden zu gewinnen – und damit das Kerngeschäft von Konkurrent Microsoft anzugreifen. In einem ausführlichen Interview mit Business Insider hat Googles Produktchef Rajen Sheth nun präsentiert, wie das gelingen soll.

90 Prozent der Features

Im Prinzip ist der Google-Plan sehr simpel: Man will zu einem günstigeren Preis Anwendungen anbieten, die rund 85 bis 90 Prozent der Features ihrer Microsoft-Pendants aufweisen. Gleichzeitig sollen die Google-Apps aber noch ein, zwei Eigenheiten aufweisen, durch die sie sich von der Konkurrenz abheben. Ein gutes Beispiel dafür ist etwa die Echtzeit-Kollaboration in Dokumenten, die in manchen Bereichen erhebliche Vorteile für die Nutzer bringt (und mittlerweile wiederum von Microsoft kopiert wurde).

Absolute Kompatibilität

Weiters will Google zu jeder Zeit eine "absolute Kompatibilität" zu Microsoft Office-Dokumenten beibehalten. Denn der Plan ist, dass Firmen zunächst Google- und Microsoft-Produkte parallel nutzen. Schleichend sollen die Konzerne dann davon überzeugt werden, dass Google in vielen Fällen die bessere Alternative ist.

Power-Funktionen kaum genutzt

Denn Untersuchungen haben belegt, dass eine beträchtliche Anzahl der Angestellten in großen Konzernen nur wenige Features in Office-Anwendungen nutzt. Sie schreiben in Word und sehen Excel-Tabellen an, nutzen aber nicht "Power-Funktionen", die etwa Excel auszeichnen. Daher sei Google hier die günstigere Alternative, argumentiert Sheth. Zusätzlich sei Google Docs auf die mobile Anwendung optimiert – und das Arbeiten von zuhause oder unterwegs wird immer wichtiger.

Portfolio erweitern

Sind die Konzerne dann an Bord, will Google immer mehr Anwendungen testweise in sein Portfolio aufnehmen, etwa Videokonferenz. Ähnlich wie Microsoft will man auch Schulungen bereitstellen, um auf die exklusiven Features der Google Docs hinzuweisen. Mit PriceWaterhouseCoopers hat Google erstmals einen sehr prominenten Großkunden gewinnen können, der 25 Prozent aller Mitarbeiter mit Google-Anwendungen im Office-Bereich ausstattet.

Höchste Sicherheitsstandards

Google verweist auch darauf, dass mehr als fünf Millionen Unternehmen in den Bereichen Bank- und Finanzbranche, Gesundheit und Rüstungsindustrie bereits mit Google-Apps arbeiteten. Diese Sektoren sind besonders wichtig, da hier höchste Sicherheitsstandards gelten. Allerdings schläft auch die Konkurrenz nicht: Unter dem neuen CEO Satya Nadella hat auch Microsoft einen neuen Fokus auf mobil, plattformübergreifend und günstig gelegt. Experten erwarten jedenfalls ein hartes Match – bei dem Google viel zu gewinnen, Microsoft aber viel zu verlieren hat. (fsc, derStandard.at, 9.2.2015)