Mexiko-Stadt/Wien - Ausländische Experten haben die Ermittlungen der mexikanischen Behörden zum Verschwinden von 43 Studenten kritisiert. Die Forensiker aus 30 Ländern unter argentinischer Führung veröffentlichten am Samstag einen 16-seitigen Bericht, in dem sie die Schlussfolgerungen der mexikanischen Ermittler in Zweifel ziehen.

Die von der Familie der Opfer engagierten Forensiker verweisen unter anderem darauf, dass Experten des Gerichtsmedizinischen Instituts in Innsbruck bisher nur die Überreste eines der 43 Opfer identifizieren konnten. Weiteres auf einer Müllhalde sichergestelltes DNA-Material habe aber vermutlich nichts mit dem Fall der Studenten zu tun, da es auf der Deponie seit 2010 nachweislich mehrfach gebrannt habe, erklärten die ausländischen Experten. So sei bei den nach Österreich gebrachten Überresten eine Zahnprothese gewesen, keiner der Studenten habe aber eine gehabt.

Auch sei die Mülldeponie noch drei Wochen nach der Entdeckung der sterblichen Überreste für die Öffentlichkeit zugänglich gewesen. Zudem seien weite Teile des Gebiets nicht untersucht worden.

Der mexikanische Justizminister Jesus Murillo Karam hatte vergangenen Monat erklärt, es gebe "rechtliche Gewissheit", dass die Ende September verschwundenen Studenten von Mitgliedern einer Drogenbande getötet wurden. Den Ermittlern zufolge wurden die 43 Studenten von Polizeibeamten mit Mafia-Verbindungen in Iguala im südmexikanischen Teilstaat Guerrero gefangen genommen. Die Polizei habe die jungen Männer dann an verbündete Mitglieder der Drogengang Guerreros Unidos übergeben. Festgenommene Bandenmitglieder sagten aus, sie hätten die Studenten in zwei Lastwagen auf eine Müllhalde gebracht, sie getötet, die Leichen verbrannt und die Überreste dann im Fluss San Juan versenkt.

Als Drahtzieher der Tat werden der Bürgermeister von Iguala, Jose Luis Abarca, und seine Frau vermutet. Das Politikerpaar soll den Mord in Auftrag gegeben haben, um Proteste der Studenten zu verhindern. Der Fall hatte in Mexiko helle Empörung ausgelöst sowie zu wochenlangen, teils gewaltsamen Protesten geführt. Die Regierung von Staatschef Enrique Pena Nieto stürzte dadurch in eine Krise.

Die Angehörigen der jungen Männer weigern sich, die offizielle Version der Behörden zum Tathergang zu akzeptieren. Sie fürchten, dass die Regierung den Fall vorschnell zu den Akten legen will und vermuten, dass die Studenten noch am Leben sind und von mexikanischen Sicherheitskräften festgehalten werden. (8.2.2015)