Wien - Die kommende Woche wird spannend für den Raiffeisensektor - und für Anleger und Öffentlichkeit. Am Montag nach Börsenschluss gibt die Raiffeisen Bank International (RBI) ihre vorläufigen Zahlen für 2014 und Details ihrer weiteren Strategie bekannt. Tags darauf wird RBI-Chef Karl Sevelda all das in einer Pressekonferenz erläutern. Sevelda hat bereits einen Verlust in der Bandbreite zwischen 50 und 500 Mio. Euro angekündigt.

So, wie es aussieht, wird es das obere Ende. Gemäß Informationen des Standard wird am Montagabend ein Verlust zwischen 490 und 500 Mio. Euro präsentiert. Vorausgesetzt, die Wirtschaftsprüfer stellen nicht noch in letzter Minute weitere belastende Faktoren fest.

Grund für den Absturz sind vor allem Russland- und Ukrainekrise. Die russische Tochter ist bislang der größte Gewinnbringer der RBI, nun gilt es, die Krise in der Bilanz einzupreisen. Angesichts fallender Aktien- und Anleihekurse hat die RBI bereits bekanntgegeben, dass sie 20 Prozent ihres eigenkapitalbindenden Geschäfts abbauen wird.

Über das Thema Eigenkapital, Dividenden und Boni wird mit der EZB, die die RBI seit Herbst beaufsichtigt, noch heftig diskutiert. Bei der jüngsten Sitzung in Frankfurt, an der neben den RBI-Managern auch der höchste Bankenaufseher der Nationalbank, Andreas Ittner, und FMA-Chef Klaus Kumpfmüller teilnahmen, wurde entschieden, dass die RBI ihre Kapitalplanung für die kommenden Jahre noch einmal überarbeitet.

Erst dann wollen die Frankfurter Aufseher entscheiden, ob sie die von der RBI geplante Dividenden- und Bonuspolitik mitträgt. Wie berichtet will die RBI die Dividende aufs Partizipationskapital vom Staat aliquot für 2014 (Anfang Juni wurde das Geld zurückgeführt) bezahlen. Der Staat bekäme 65 Mio. Euro, die privaten PS-Zeichner rund 40 Mio. Euro. Den Plan, Dividenden an ihre Mutter RZB auszuschütten, haben die Raiffeisenbanker schon verworfen.

100 Millionen Boni geplant

Die EZB hat die Banken aber jüngst zu zurückhaltender Dividendenpolitik angehalten; die Institute sollen ihre Kapitalpolster auffüllen. Die Entscheidung, ob die RBI Dividenden ausschütten darf, dürfte spätestens in der ersten Märzwoche fallen.

Selbiges gilt für die Bonus-Frage, die in Frankfurt ebenfalls auf dem Prüfstand steht. In den ersten zwei Quartalen 2014 sind auch schon Bonifikationen geflossen, wobei man in der RBI auf Anfrage betont, es sei in manchen Tochterbanken in Osteuropa (CEE) "durchaus üblich, Mitarbeitern, die ein Gehalt von 300 bis 400 Euro im Monat beziehen, unterjährig Boni auszuzahlen". Man erfülle aber selbstverständlich alle Auflagen der EZB. Die "kleinen" Mitarbeiter in CEE sollen rund 45 Mio. Euro bekommen haben.

Nun sollen weitere rund 65 Mio. an Boni ausgeschüttet werden. Diese allerdings nicht nur für die "kleinen" Banker in CEE.

Die Anleger haben am Freitag jedenfalls gekauft: RBI-Aktien stiegen zeitweise um sechs Prozent. (Renate Graber, DER STANDARD, 7.2.2015)