Venedig 1908: Anfänglich sah sich Monet außerstande, die Schönheit der Lagunenstadt zu verewigen.

Foto: Sotheby's

Zieht man die Talfahrt des Ölpreises und sonstige Turbulenzen an den Weltmärkten ins Kalkül, dann lief das Geschäft mit der Kunst in London dieser Tage deutlich besser als erwartet. Auch der Zinsen auf Rekordtief sei Dank. Die Rubel-Krise bekommt die Auktionsbranche gerade im Hochpreissegment zu spüren. Das Engagement von Bietern aus dieser Region, ließ Christie's-Präsident Jussi Pylkkännen durchblicken, sei aktuell schwächer ausgefallen.

Im Angebot standen Kunstwerke der Sparte Impressionist & Modern Art, jener Gattung, die noch immer nennenswerte Umsätze abwirft: Im abgelaufenen Geschäftsjahr stiegen diese bei Sotheby's um 26,7 Prozent auf 1,4 Milliarden Dollar, bei Kontrahent Christie's um 19 Prozent auf 1,2 Milliarden Dollar. Gemessen an den aktuell eingespielten Werten, wurde die Marktführerschaft von Sotheby's in diesem Segment bestätigt.

Innert einer knappen Stunde schlug man im Zuge der Abendauktion am 3. Februar fünf Gemälde von Claude Monet für 56 Millionen Pfund (74 Millionen Euro) zu. Angeführt von Le Grand Canal, das mit 23,66 Millionen Pfund den höchsten Zuschlag der Woche markiert. Aus der Venedig-Serie sei dies die mit Abstand schönste Fassung, betonte Sotheby's-Expertin Helena Newman.

Es entstand 1908 im Zuge von Monets erstem Aufenthalt in der Lagunenstadt; deren Schönheit faszinierte ihn so, dass er sich anfänglich nicht imstande sah, sie überhaupt auf Leinwand zu verewigen.

Aktuell absolvierte das Gemälde den dritten Auftritt auf dem Auktionsparkett: 1989 wechselte es via Sotheby's New York für 9,65 Millionen Dollar (exkl. Aufgeld) nach Japan, 2005 ebenfalls über Sotheby's New York für netto 11,5 Millionen in die jetzige Kollektion. Als Leihgabe (2006-2014) schmückte es zuletzt die Wände der National Gallery (London) und bescherte dem Einbringer nun eine stattliche Rendite.

Zauberei hilft nicht

Sotheby's hatte die Lagunenansicht im Vorfeld mit einer Garantie ausgestattet, ähnlich wie im Falle des Monet-Stücks Les Peupliers a Giverny (1887), dessen Erlös das Museum of Modern Art (New York) in Neuankäufe zu investieren gedenkt. Zauberei half David Copperfield diesmal nicht, er musste das Feld einem US-Konkurrenten überlassen, der 10,78 Millionen Pfund (14,3 Mio. Euro) bewilligte.

Mit 7,76 Millionen Pfund (10,29 Mio. Euro) verzeichnete man einen neuen Auktionsrekord (für eine Arbeit auf Papier) für George Seurats Kreidestudie zu dem in der Londoner National Gallery beheimateten Gemälde Une baignade Asnieres.

Insgesamt ein triumphaler Abend: Mit 186,44 Millionen Pfund (247,28 Mio. Euro) übertraf der Umsatz jenen vom Februar des Vorjahres, sowohl den eigenen (163,46 Mio. Pfund) als auch jenen der Konkurrenz, der mit 176,9 Millionen Pfund den vorläufigen Höchstwert für eine Sitzung dieser Sparte markiert hatte. Christie's konterte 24 Stunden und 70 Zuschläge später mit einem Total von 147 Millionen Pfund.

Den höchsten Wert erzielte dort ein Vertreter der Sektion "The Art of The Surreal", konkret ein Gemälde von Joan Miró (Women, Moon, Birds) aus dem Jahr 1950 bei 15,53 Millionen Pfund (20,51 Mio. Euro), gefolgt vom Titellos des Auktionskataloges Vue sur L'Estaque von Paul Cézanne. Das Gemälde war seit 1985 als Leihgabe im Fitzwilliam Museum (Cambridge) zu sehen. Für 13,52 Millionen Pfund (17,84 Mio. Euro) fischte es die New Yorker Kunsthändlerin Nancy Whyte im Auftrag eines Klienten aus dem Angebot. (Olga Kronsteiner, Album, DER STANDARD, 7./8.2.2015)