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Die Prüfungsaktivität an Unis mit Zugangsbeschränkungen ist am höchsten.

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Wien - Die Anzahl der prüfungsaktiven Studierenden nimmt zu. Damit wird allerdings auch das Betreuungsverhältnis an den Universitäten schlechter. Das zeigt der Universitätsbericht 2014, den das Wissenschaftsministerium am Freitag dem Parlament übermittelt hat. Demnach waren im Studienjahr 2012/13 neun Prozent mehr Studenten "prüfungsaktiv" als im Studienjahr 2009/10. Gleichzeitig bleibt die Anzahl des Uni-Personals annähernd stabil, was dazu führt, dass sich das Betreuungsverhältnis verschlechtert.

"Prüfungsaktive" Studierende sind laut Wissenschaftsministerium jene, die innerhalb eines Studienjahrs 16 ECTS-Punkte erbracht haben. Der Arbeitsaufwand eines Studienjahres wird für einen Vollzeitstudenten mit 60 ECTS-Punkten bemessen. Wurden laut dem letzten Universitätsbericht 2011 im Studienjahr 2009/10 rund 163.700 Studierende als prüfungsaktiv gewertet, waren es 2012/13 rund 178.200.

Die Prüfungsaktivität ist an Unis mit Zugangsbeschränkungen eindeutig am höchsten (siehe Grafik): Die zehn Unis mit der höchsten Prüfungsaktivität sind die sechs Kunstunis, die drei Medizin-Unis sowie die Veterinärmedizinische Universität.

Die Betreuungsverhältnisse an den Universitäten haben sich gering verbessert. Im Wintersemester 2013 entfielen im Durchschnitt 121 Studierende auf einen Professor, das waren zwei Prozent weniger als drei Jahre davor. Sieht man genauer hin, zeigt sich aber, dass dieser Effekt nur auf dem Papier besteht. Während die prüfungsaktiven Studierenden um 14.500 mehr wurden, gab es seit 2010 nur 110 Professoren (in Vollzeitäquivalenten) mehr. Insgesamt stagniert das Uni-Personal bei rund 34.000 Personen.

Der Bericht zeigt zudem die Baustellen der Uni-Politik auf:

  • Zugangsregeln: Die Sonderregelungen für Zugangsbeschränkungen in den "besonders stark nachgefragten Studienfeldern" Architektur, Biologie, Informatik, Pharmazie und Wirtschaft laufen Ende Dezember 2015 aus. Hier muss bis Ende des Jahres ein Evaluierungsbericht vorgelegt werden. Laut dem Universitätsbericht sind die Anfängerzahlen in diesen Studien von 15.890 im Wintersemester 2012 auf 10.912 im Wintersemester 2013 zurückgegangen.
  • Studieneingangsphase: Seit 2011 gibt es eine neue Studieneingangs- und Orientierungsphase (Steop). Studierende müssen diese Phase absolvieren, damit sie ihr Studium fortsetzen können. Derzeit variiert der Aufwand für die Steop sehr stark. Je nach Universität und Fachbereich müssen Studierende zwischen vier und 30 ECTS-Punkte absolvieren. Auch diese Neuerung muss bis Ende 2015 evaluiert werden.
  • Studienplatzfinanzierung: Ursprünglich hatten SPÖ und ÖVP geplant, dass Universitäten künftig ein Budget pro Studienplatz bekommen. Orientieren sollte sich dieses Modell an den Fachhochschulen, die bereits auf diese Art finanziert werden. Das Gesetz, das diese Implementierung vorsah, lief im März 2014 aus. "Über eine Weiterentwicklung des Modells wird derzeit diskutiert; eine stufenweise Erhöhung hängt nicht zuletzt von den Finanzierungsmöglichkeiten ab", heißt es dazu im Bericht.
  • Uni-Budget: Schwarz auf weiß bekommt die Regierung auch im Uni-Bericht präsentiert, wie weit sie von ihrem Ziel entfernt ist, zwei Prozent des BIP in den tertiären Sektor zu investieren. Derzeit liegt dieser Wert bei 1,4 Prozent. 2013 flossen insgesamt 3,8 Milliarden Euro in den Universitätsbereich. Während seit 2009/10 das Hochschulbudget um acht Prozent stieg, ist das BIP um zehn Prozent gewachsen.

Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) spricht in einer Aussendung am Freitag von "erfreulichen Entwicklungen". Mit den neuen Zugangsregeln habe sich eine Verbesserung der Studienbedingungen ergeben. "Insgesamt haben sich die Studierenden besser auf alle Universitäten verteilt", sagt er, weist aber daraufhin, dass die Studierendenzahlen um fünf Prozent gestiegen sind. Dies sei eine Herausforderung bei der Betreuung sowie bei der Qualität und Lehre.

ÖH kritisiert Bericht

Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) kritisiert, dass in dem Bericht nicht auf die sozialen Konsequenzen von Zugangsregeln eingegangen wird. Zudem sei nicht nachvollziehbar, warum gerade 16 ECTS als Indikator für Prüfungsaktivität verwendet werden. "Für uns kann es kein Ziel sein, die Hochschulen quantitativ nach ihrer Prüfungsaktivität zu beurteilen. Erst wenn qualitative Verbesserungen nachweisbar sind, kann von einer positiven Entwicklung gesprochen werden", sagt Florian Kraushofer vom Vorsitzteam der ÖH.

Die Österreichische Universitätenkonferenz (uniko) sieht in dem Bericht eine "beeindruckende Leistungsschau" der Universitäten. Für Präsident und Rektor Heinrich Schmidinger ist das Betreuungsverhältnis an den Universitäten unbefriedigend. Mit der ungenügenden Umsetzung des Projekts Studienplatzfinanzierung werde es diesbezüglich kaum zu Verbesserungen kommen. (Lisa Kogelnik, derStandard.at, 6.2.2014)