Mit der Plug-in-Hybridversion und Diesel hat Porsche beim Cayenne die Öko-Hausaufgaben bravourös gemacht. Also legt man jetzt am anderen Ende der Palette die Performance-Versionen GTS und Turbo S nach

Die Marke ist ein Phänomen. Der Mann auch. Beginnen wir mit Mann. Kollege David S. hat es weiland auf den Punkt gebracht mit den Worten: Früher war Röhrl der schnellste Autofahrer der Welt, heute ist er der beste. Wenn jemand in der Motorsportszene ein Anrecht auf Allüre hätte, dann Lebenszeit-Superstar Röhrl. Wenn jemand völlig frei von Allüre ist: wiederum Röhrl. Bescheidenheit ist eine Zier, und wie alles wirklich wertvoll Menschliche ist sie überaus selten geworden.

Foto: Porsche

Da fliegst du also mit 180 Sachen durch das waldige Winterwunderland in der Nähe von Skellefteå, selbst für Schweden schon recht weit nördlich, bist fassungslos, dass so was überhaupt möglich ist - und obendrein entzückt, dass dieser Ausnahmefahrkünstler immer noch eine Freude an der Sache hat wie ein Kind.

Röhrl ist nach wie vor Geniepopometer bei der Abstimmung richtig scharfer Sportgeräte von Porsche, und damit zum anderen Phänomen, der Firma selbst. Was bauen die für tolle Autos. Selbst den SUVs, bei denen Puristen immer noch die Nase rümpfen, erziehen sie eine fahrdynamische Potenz an, die einen mit der Frage zurücklässt: Wie machen die das bloß?

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Der Cayenne stand bis zum Auftreten seines kleineren Bruders Macan für gut die Hälfte des Gesamtabsatzes, 2013 waren das 84.041 von 162.145 ausgelieferten Porsches, mit dem Macan verschiebt sich der Schwerpunkt noch deutlicher zu den SUVs.

Der Cayenne ist der große Brocken, die eierlegende Wollmilchsau, der Alleskönner. Kritikern nimmt er den Wind aus den Segeln durch sparsame Diesel und ein Plug-in-Modell, das weltweit bereits rund zehn Prozent aller Cayenne-Käufer überzeugt.

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Nun legen die ingenialen Ingenieure nach oben hin zwei Gustostückerln drauf, schließlich ist ein Porsche ein Porsche und steht das S in SUV für Sports: GTS und Turbo S. 440 und 570 PS. Sauger und Lader. 3,6-Liter-V6 und 4,8-Liter-V8. Sozusagen tonnenweise Fahrvergnügen. Exklusive Minderheitenprogramme auch dahingehend, als zum Beispiel der Turbo S nur ein Prozent des Cayenne-Gesamtabsatzes ausmachen wird.

Dass die beiden Modelle der sportive Maßstab der Fahrzeugklasse seien, könne sich jeder Porsche-Kenner ausmalen, meinte ein Sprecher der deutschen Traditionsschmiede bei der Pressepräsentation selbstbewusst. Also habe man sich was Spezielles ausgedacht und unter dem Motto Winter Performance Drive die Veranstaltung nach Schweden verlegt.

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Unweit Skellefteå gibt es da ein Drive Center auf einem einstigen Militärflughafen, den die Nordmänner jahreszeitkonform präpariert haben, zudem schneite es seit einer Woche ununterbrochen, so was von Winter haben selbst hartgesottene Skellefteåer selten gesehen, von wegen Erderwärmung.

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Jedenfalls, ist der Schnee auf den Handlingparcours erst einmal wegradiert, findet sich darunter nur blankes Eis. Und da stellt sich heraus, dass der GTS insofern leichter zu beherrschen ist als der Turbo, als sich das Gas deutlich feiner dosieren lässt. Der Turbo S gibt Nichtprofis wie unsereinem beim Driftkreisel schnell einmal eine Gnackwatsche, und der Cayenne dreht sich ein. Oder küsst wiederholt die Seitenwechte, gell, Herr Jägermeister? Ist ja schließlich nicht jeder ein Walter Röhrl. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 6.2.2015)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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