Griechenland weist bei der EU-Winterprognose 2015 Licht und Schatten auf. Die Staatsverschuldung bleibt mit angenommenen 170,2 Prozent deutlich am höchsten, soll aber im Vergleich zu 2014 (176,3 Prozent) rückläufig sein. Die Arbeitslosigkeit soll künftig mit 25,0 Prozent trotz leichter Verbesserung ebenfalls deutlich zu hoch sein.

Gleichzeitig weisen die Daten aber positive Werte für das Wirtschaftswachstum aus, das im laufenden Jahr bei 2,5 Prozent und damit im oberen Drittel der EU liegen soll. Auch die Investitionsbereitschaft Griechenlands ist mit 8,4 Prozent außerordentlich gut und die zweithöchste hinter Irland. Beim Budgetdefizit kann Griechenland für heuer ebenfalls punkten. Mit 1,1 Prozent wird sogar ein Überschuss erzielt, neben Deutschland das einzige Land mit einem positiven Wert.

Keine Luftschlösser bauen

EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Pierre Moscovici hat sich bei der Präsentation der Winterprognose aber zurückhaltend zur weiteren Entwicklung Griechenlands geäußert. Er sei dagegen, heute "Luftschlösser zu bauen oder Spekulationen anzustellen". Auch die neue griechische Regierung müsse die von der alten Regierung eingegangenen Verpflichtungen einhalten, doch gebe es "immer Spielraum". Moscovici wolle keine komplizierten Szenarien ansprechen. Griechenland werde seine Vorschläge bei der Sondereurogruppe Mittwoch kommender Woche vorlegen und es könnte auch beim informellen EU-Gipfel folgenden Donnerstag behandelt werden. Der Schwung im Rahmen der Erholung würde jedenfalls gefährdet, wenn es jetzt zu lange Unsicherheiten für Griechenland gäbe, so Moscovici.

Die steigende Verunsicherung bezüglich der griechischen Schulden und die Mitteilung der EZB, dass griechische Anleihen nicht mehr als Sicherheit akzeptiert werden, hat Anleger nervös gemacht. Die Renditen griechischer Staatsanleihen sind auf 11,09 von 10,02 Prozent gestiegen. Der Euro schwächte sich zunächst auf 1,1305 Dollar ab, erholte sich im Tagesverlauf aber wieder auf 1,1455 Dollar. (Reuters, bpf, DER STANDARD, 6.2.2015)