Smartwatches und Fitnessbänder haben sich zu einem neuen, wenn auch noch kleinen, Trend unter den Elektronikherstellern entwickelt. Geräte zur Erfassung der eigenen Bewegungsfreudigkeit haben mittlerweile diverse Firmen im Angebot. Von Branchenriesen wie Samsung, über Sportmarken wie Nike bis hin zu Unternehmen wie Garmin sind viele auf den Zug aufgesprungen.

Viele Geräte schließen jedoch unangenehme Kompromisse. Entweder kommen sie mit hübschem, farbigem Touch-Display, sind dafür aber oft nicht wasserdicht und müssen spätestens nach ein paar Tagen aufgeladen werden. Oder sie bieten gar keinen Bildschirm oder einfache LED-Indikatoren anstelle eines Bildschirms, was eine gewisse Informationsarmut nach sich zieht.

Foto: derStandard.at/Pichler

Gescheiterte Versuche

Als Einsteiger in den Bereich der Fitness-Wearables habe ich es zuerst mit einem Jawbone Up probiert. Das etwas eigenartige Gerät wollte jedoch partout nicht bequem an meinem Handgelenk sitzen, verfügte über keine Anzeige und dazu wollte die eigenartige Synchronisationsmethode, die sich des 3,5mm-Kopfhöreranschlusses bedient, partout auf meinem Smartphone nicht funktionieren. Das über 100 Euro teure Gadget wanderte zurück an Amazon.

Schließlich bestellte ich mir ein chinesisches Noname-Produkt, das Vidonn X5. Das hatte einen kleinen Bildschirm und ließ sich per USB und Bluetooth synchronisieren. Eine Weile wurde es – trotz wenig glaubwürdiger Berechnungen zu Kalorenverbrauch und zurückgelegter Distanz – mein täglicher Begleiter. Leider schwächelte der Akku aber schon nach ein paar Wochen, sodass aus der versprochenen dreitägigen Laufzeit ein Tag geworden war. Letztlich erwies sich auch die Materialqualität als ungenügend, denn eines Tages entzweite sich das Gehäuse der Trackingeinheit beim Herausnehmen aus dem Armband.

Foto: derStandard.at/Pichler

Auf der Suche

Also kehrte ich für ein paar Monate zurück zu meiner guten, alten Sportuhr. Die zeigt zwar nur die Zeit und kann auch den Puls Messen, dafür kann man sie bedenkenlos beim Schwimmen anbehalten und sie ist auch sonst unverwüstlich. Meiner körperlichen Betätigung tat dies jedoch weniger gut.

Als Mensch, dem repetitive Übungsabläufe in Fitnesscentern und sonstigen selbstdisziplinären Institutionen zuwider sind, hatte mich der Schrittzähler zu regelmäßigen Spaziergängen motiviert, um mein kontinuierlich gesteigertes Tagesziel zu erreichen.. Dazu war es interessant zu sehen, wieviel Schritte und Distanz ich beim Fußballspielen oder Squashen zurückgelegt hatte. Auch der geschätzte Kalorienverbrauch war praktisch für Adaptionen meiner nicht immer gesunden Ernährung.

Foto: derStandard.at/Pichler

Zufallsfund

Rechtzeitig vor dem Weihnachtsgeschäft erreichte ein Schwall neuer Fitness-Wearables den Markt. Ich nahm die Recherche auf – und wurde aus bereits genannten Gründen enttäuscht. Zufällig stolperte ich schließlich über die Geräte von Lifetrak, die mir zuerst zu altbacken erschienen, hatte ich mir doch irgendwie ein schönes, buntes Display gewünscht.

Nach einigem Überlegen entschloss ich mich trotzdem, dem Modell Move C300 (eigentlich ein Produkt aus 2013) eine Chance zu geben, war es doch für moderate 60 Euro bei Amazon zu haben. Die Hauptargumente: Eine Batterielaufzeit von mindestens einem Jahr und eine Wasserdichtigkeit von bis zu 30 Meter.

Foto: derStandard.at/Pichler

Basics

Das Fitnessband zählt Schritte und errechnet auf Basis der Angabe von Geschlecht, Größe und Gewicht daraus die Gehdistanz und den Kalorienverbrauch inklusive Grundumsatz. Per Knopfdruck lässt sich außerdem der Puls messen und in einem Workout-Mode separate Aufzeichnungen zu einzelnen Trainingsessions machen (ein Modus, den ich allerdings nie verwende).

Daneben zeigt das C300 die Uhrzeit an, eine klassische Stoppuhr fehlt jedoch abseits des Zeitzählers für Workouts. Die Verbindung zum Smartphone (iOS und Android) erfolgt per Bluetooth. In der Reihe gibt es noch ein günstigeres Modell (C200/C210) ohne App-Anbindung und zwei teurere. Das C400/C410 verfügt über automatische Erfassung der Schlafdauer und -qualität, die Variante R450 informiert darüber hinaus, ob man sich oft genug ans Sonnenlicht begibt.

Foto: derStandard.at/Pichler

Simpel

Alle Informationen werden auf einem klassischen, einfachen LCD-Display abgebildet, dessen Hintergrundbeleuchtung sich mit deinem doppelten Druck auf die Hauptnavigationstaste kurzzeitig einschalten lässt. Mit ihr scrollt man auch die Anzeige der erfassten Daten des Tages durch, die automatisch um Mitternacht auf Null zurückgesetzt, aber weiterhin gespeichert werden. Ein langer Druck wiederum löst den Pulssensor aus.

Äußerlich ähnelt der Tracker eher einen herkömmlichen Uhr, fällt daher aber auch ästhetisch nicht aus dem Rahmen. Die Verarbeitung ist solide. Das Display sitzt hinter einer Polycarbonatscheibe, die sich bislang als recht kratzfest erwiesen hat.

Das mitgelieferte Armband ist mit einem einfachen Mechanismus zu schließen, besteht aus gummiertem Kunststoff und ist angenehm zu tragen. Die Befestigung an die Uhr erfolgt, in dem man die vorgesehenen Enden einfach in die entsprechenden Halterungen schiebt. Obwohl das Konzept wirkt, als könnte die Uhr schnell verloren gehen, sitzt sie dort erstaunlich stabil.

Foto: derStandard.at/Pichler

Glaubwürdige Messergebnisse

Die Erfassung meiner Schritte funktioniert mit dem Gadget zuverlässig. Bei manchen sportlichen Tätigkeiten, etwa Schlägersportarten, wird naturgemäß auch so manche Handbewegung als Schritt gewertet, dieses Problem teilt sich das C300 jedoch mit praktisch jedem anderen Pedometer, das am Handgelenk oder dem Arm getragen wird. Aus dem Büroalltag kann ich vermelden, dass selbst bei intensiver Bearbeitung der Tastatur der Zählerstand nicht ansteigt.

Der Beschreibung nach setzt die Erfassung eine leichte Schwungbewegung des Armes voraus, was für Fitnessstudio-Freunde ein Problem sein könnte, da beispielsweise Schritte beim Abstützen an den Griffen eines Laufbands nicht berücksichtigt werden.

Die kumulierten Werte für die zurückgelegte Distanz wirken realistisch. Für mich und meine 1,80 Meter Körpergröße rechnet das Gerät etwa 0,67 Meter pro Schritt. Von der Standard-Redaktion sind es zur U4-Station Kettenbrückengasse via Heumarkt, Karlsplatz und die Wienzeile entlang des Naschmarkts um die 4.000 Schritte, was rechnerisch fast exakt der von Google Maps ausgegebenen Distanz von 2,68 Kilometern entspricht.

Glaubwürdig, zumindest wenn man anerkannte physiologische Berechnungen heranzieht, ist auch der Kalorienverbrauch, sofern man regelmäßig den Pulsmesser zündet. Dieser liefert ebenfalls Werte, die recht exakt sein dürften – sie weichen nur geringfügig von den Messungen meiner Sportuhr (Sigma PC 25.10) ab.

Foto: derStandard.at/Pichler

Spartanische App

Die Android-App, mit der sich die Daten synchronisieren und optional auch kostenlos in die Cloud speichern lassen, setzt ein Lifetrak-Konto voraus. Nach anfänglichen Problemen mit dem Abgleich (es empfiehlt sich bei gemeldeten Unterschieden stets die Einstellungen der App als Standard zu akzeptieren) verlief der Einstellungsprozess kurz und schmerzlos. Es empfiehlt sich, allfällige Einstellungen, wie die Änderung der Tagesziele, am Handy vorzunehmen, da dies auf der Uhr selber deutlich komplizierter ist.

Die Präsentation der Werte ist ausreichend übersichtlich und bietet Tages-, Wochen-, Monats- und Jahresintervalle. Erweiterte Funktionen fehlen, andere Lifetrak-Nutzer lassen sich als Freunde hinzufügen. Eine Browserversion gibt es leider nicht, dazu neigt die App zu gelegentlichen Abstürzen. Das C300 wird von manchen anderen Fitness-Apps erkannt und funktioniert unter anderem mit dem iOS-Tool Argus.

Wenn der C300 einmal die Batterie ausgeht – was nach Angaben von Lifetrak üblicherweise nach frühestens 14 Monaten geschieht – kann sie einfach getauscht werden. Verbaut ist eine handelsübliche CR2032-Knopfzelle, die im Handel einzeln für rund zwei Euro erhältlich ist.

Foto: derStandard.at/Pichler

Fazit

Ich schätze die Einfachheit meines Fitnesstrackers, der die schöne, neue Wearable-Welt mit Oldschool-Technik klassischer Uhren vereint. Mit Wasserdichtigkeit, langer Laufzeit und Hintergrundbeleuchtung erfüllt sie die prinzipiellen Anforderungen, die ich an eine Uhr stelle. Der Schrittzähler, die Distanz- und Kalorienberechnung sowie der Pulsmesser decken meinen Bedarf ab, was Sportmetrik angeht und arbeiten genau.

Natürlich, wer jedes Workout im Detail auswerten möchte, wird zu teureren Geräten greifen müssen, die mehr können. Wer einfach nur wissen mag, ob er oder sie genügend in Bewegung ist und sich dazu einfache Herausforderungen setzen will, findet als Einsteiger im Lifetrak C300 einen nicht perfekten, aber zuverlässigen Begleiter für vergleichbar wenig Geld. (Georg Pichler, derStandard.at, 07.03.2015)

Foto: derStandard.at/Pichler
LifeTrak