Großklein - Eine zunächst herkömmliche archäologische Baubegleitung bei Arbeiten in einem Weingarten am Burgstallkogel bei Großklein brachte für ein Grabungsteam des Universalmuseums Joanneum einen eisenzeitlichen Schatz ans Licht: Die Forscher konnten die Überreste einer 2.700 Jahre alte Hausruine freilegen, die sich auf einer künstlich angelegten Terrasse befand und in urgeschichtlicher Zeit niedergebrannt sein musste.

Der spektakuläre Fund bestätigt, dass sich eine der bedeutendsten Siedlungen der älteren Eisenzeit im Südostalpenraum nicht nur auf dem Gipfel und den Nordterrassen des Burgstallkogels befand, sondern vermutlich den ganzen Berg eingenommen hat.

Foto: Universalmuseum Joanneum

Die Entdeckung ist einem Zufall zu verdanken: Um neue Weinstöcke zu setzen, wollte ein Grundeigentümer seine beste Weingartenlage auf dem Burgstallkogel umgraben. Diese Arbeiten waren das letzte Mal vor vierzig Jahren durchgeführt worden, und damals waren keine archäologischen Funde zutage gekommen, obwohl der Weingarten über den Resten einer der bedeutendsten Siedlungen der älteren Eisenzeit im Südostalpenraum angelegt war.

Im Zuge dieser Arbeiten entdeckte der Grabungsleiter Marko Mele, dass der Bagger beim Abziehen der ersten 10 cm der Erdoberfläche eine Schicht mit verbranntem Lehm und Holzkohle freilegte. in weiterer Folge legten die Archäologen eine Hausruine frei, die sich auf einer künstlich angelegten Terrasse befand und in urgeschichtlicher Zeit niedergebrannt sein musste. Vom wahrscheinlich in Blockbautechnik gezimmerten und mit Lehm verputzten Haus war nur ein großer Haufen mit verziegeltem Lehm und Holzkohle übriggeblieben. Zur großen Freude der Forscher war der Lehmboden des Hauses, den die Bewohner vor rund 2.700 Jahren angelegt hatten, sehr gut erhalten. Dazu hatte sicherlich die Hitze des Brandes ihren Beitrag geleistet.

Foto: Universalmuseum Joanneum

Beim Entfernen der Reste der Hausruine folgten weitere Überraschungen: Ein sehr gut erhaltener Feuerbock aus Ton und viele verkohlte Holzbalken konnten geborgen werden. Die aus Ton hergestellten Feuerböcke werden manchmal auch als Mondidole bezeichnet, weil ihre Form an einen Halbmond erinnert. Sie sind typisch für die eisenzeitlichen Siedlungen und Gräberfelder des Ostalpenraums. Einige Wissenschafter glauben, dass diese Objekte als Mondkalender zu deuten sind und mit Priesterinnen in Verbindung gebracht werden können.

Die verkohlten Holzreste begeisterten die Ausgräber noch mehr und gelten in dieser Form als einmalig. Es konnten sogar einzelne Hölzer unterschieden und Verbindungszapfen und andere Bauelemente identifiziert werden. Der Fund wurde in einem Block geborgen, damit an ihm naturwissenschaftliche Analysen durchgeführt werden können.

Foto: Universalmuseum Joanneum

Der Fund bestätigte, dass sich die eisenzeitliche Siedlung nicht nur auf dem Gipfel und den Nordterrassen des Burgstallkogels befand, sondern wahrscheinlich den ganzen Berg eingenommen hat. "Der hervorragende Befund gibt uns einen einmaligen Einblick in das Leben der Menschen vor rund 2.700 Jahren und zeigt, wie wichtig es ist, dass die Bewohner um den Burgstallkogel für den Denkmalschutz sensibilisiert werden", meint Mele. (red, derStandard.at, 4.2.2015)

Foto: Universalmuseum Joanneum