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Von allen 15- bis 20-jährigen Mädchen leiden 2.500 an einer Magersucht.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wien - 200.000 ÖsterreicherInnen waren laut Gesundheitsministerium zumindest einmal in ihrem Leben an einer Essstörung erkrankt. Betroffen sind vor allem sehr junge Menschen, 90 bis 97 Prozent sind Mädchen bzw. junge Frauen. Die Zahl der Erkrankten hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch erhöht. Innerhalb von 20 Jahren hat sich diese mehr als verzehnfacht. Die Dunkelziffer dürfte noch viel höher sein.

Die extreme Zunahme zeigte sich bei den Aufzeichnungen (Österreichischer Frauengesundheitsbericht und Statistik Austria) über die Spitalsaufenthalte aufgrund von Essstörungen. Diese stellt jedoch nur die Spitze des Eisberges dar, da sie nur die wirklich schwer Erkrankten widerspiegelt. Im Jahr 1989 wurden 269 Personen registriert. Bereits damals betrafen 89 Prozent der Aufenthalte Frauen. Elf Jahre später im Jahr 2000 waren es bereits 1.471 Spitalsaufenthalte. Im Jahr 2008 verzeichnete man schon 2.734 Spitalsaufenthalte aufgrund von Essstörungen.

Von allen 15- bis 20-jährigen Mädchen in Österreich leiden 2.500 an einer Magersucht, über 5.000 an einer subklinischen Essstörung, also an einer leichteren Verlaufsform. Unter 20- bis 30-jährigen Frauen findet man mindestens 6.500 mit Bulimie. In Wien besteht für mehr als 2.000 Mädchen und rund 100 Burschen ein akutes Risiko, an Magersucht oder Bulimie zu erkranken.

Folgen von Essstörungen

Während meist Mädchen und junge Frauen unter dieser Krankheit leiden, stellt laut Österreichischem Frauengesundheitsbericht die Betroffenheit bei Burschen und Männern noch eine Ausnahme dar. Bei Frauen sei der sichtbare körperliche sowie der endokrinologische, physiologische Übergang vom Mädchen- in das Erwachsenenalter transparenter, spürbarer, prägnanter und erfordert daher mehr psychische Anpassungsleistung als bei Burschen, heißt es in dem Bericht zu einer möglichen Begründung.

Die Betroffenheit von Essstörungen bei Mädchen beginnt laut Frauengesundheitsbericht ab elf Jahren, steigt kontinuierlich an und hat ihren Höhepunkt mit 16 Jahren. Je länger die Erkrankung andauert, umso schlechter sei laut Bericht die Prognose.

Die Liste der Folgen von Essstörungen ist lang und beunruhigend: Den Betroffenen ist ständig kalt (Untertemperatur), sie haben niedrigen Blutdruck oder Amenorrhoen (Ausbleiben der Menstruation). Im schlimmsten Fall kann das zur Infertilität führen. Die PatientInnen haben zudem ein erhöhtes Risiko des Knochenabbaus (Osteoporose), verbunden mit einer verstärkten Neigung zu Knochenbrüchen. Durch das ständige Erbrechen ist der Elektrolythaushalt gestört, die Speiseröhre erhält Risse und es kommt zu Zahnproblemen wie Karies.

Krankheit kann schon früh auftreten

Besonders erschreckend ist, dass die Krankheit bereits früh zuschlägt. Immer mehr Kleinkinder leiden unter massiven Essstörungen. Etwa an der Universitätsklinik in Graz werden jährlich mehr als 120 Kleinkinder ambulant mit mittleren bis schweren Essverhaltens- und Fütterungsstörungen behandelt, wie im Frauengesundheitsberichtausgeführt wird. 285 Kinder werden mit lebensbedrohlichen Essstörungen stationär behandelt.

In Österreich gibt es laut Frauengesundheitsbericht 2010/11 unter dem Begriff Essstörungen mehrere Formen: Anorexia nervosa (Magersucht), Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht), Binge Eating Disorder (Störung mit Essanfällen), Adipositas (Fettsucht), Reaktive Fettsucht (Gewichtszunahme nach traumatischen Erlebnissen) und Orthorexia Nervosa (krankhaftes Gesundessen). (APA, 4.2.2015)