Bild nicht mehr verfügbar.

"Auch ohne mich werden die europaweiten Bürgerproteste weitergehen", sagt Georg Immanuel Nagel.

Foto: Reuters/HEINZ-PETER BADER

Wien - Der Sprecher von Pegida Wien, Georg Immanuel Nagel, tritt ab. "Ich werde als Sprecher aufhören", sagte Nagel am Mittwoch. Künftig werde Pegida, wie anfangs auch Pegida Dresden, keine Pressearbeit mehr leisten und nur noch via Facebook kommunizieren. Die Demonstrationen sollen aber weitergehen, sagte Nagel. Die Gründung eines Vereins sei "nach wie vor in Planung".

"Auch einige Volldeppen"

"Medienöffentlichkeit zu erreichen war mein Job, das ist jetzt erledigt", sagte Nagel. In einem schriftlichen Statement räumte er außerdem ein, dass er dabei mitunter "ganz schön 'patschert'" gewesen sei. Trotzdem sei es gelungen, "die größte patriotische Kundgebung seit Jahrzehnten zu organisieren". "Auch einige Volldeppen, die sich eingeschlichen hatten, können den Erfolg nicht schmälern", sagte Nagel offenbar in Anspielung auf Rechtsradikale, die bei der Demo in Wien mit Hitlergruß und "Sieg Heil"-Rufen aufgetreten waren.

"Hauch von 1848"

Nagel sieht die Demonstration mit etwa 300 Teilnehmern offenbar in der Tradition der bürgerlichen Revolution: "Für einen Moment war es ein Hauch von 1848, den ich atmen konnte. Doch im Gegensatz zu Robert Blum & Co kostete es mich nicht das Leben, sondern nur ein Studiensemester – und viele liebe Freunde reichlich Nerven." Und: "Auch ohne mich werden die europaweiten Bürgerproteste weitergehen." Er werde wohl keinen Platz in der Geschichte haben, sondern "bestenfalls im Feuilleton".

Einsatz kostete 700.000 bis 800.000 Euro

Die Wiener Polizei ist unterdessen weiter "am Sammeln und am Ausforschen", um NS-Wiederbetätigung zu verfolgen, sagte Sprecher Roman Hahslinger am Mittwoch der APA. Eine weitere Versammlung der Pegida in Wien ist bisher nicht angezeigt worden. Die Kosten des Polizeieinsatzes am Montag werden mit 700.000 bis 800.000 Euro beziffert.

Bei den "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" waren am Montag Rechtsextreme mit von der Partie. Der Hitlergruß kam ebenso zum Einsatz wie der sogenannte Kühnen-Gruß, auch "Heil Hitler"-Rufe waren zu hören. Die Exekutive musste sich danach den Vorwurf gefallen lassen, nicht sofort gegen solche Verstöße gegen das Verbotsgesetz eingeschritten zu sein. Und so versicherte die Landespolizeidirektion Wien am Mittwoch auch via Twitter nochmals, man ermittle "auf Hochtouren": "Null Toleranz für Nazi-Wiederbetätigung."

Videoaufnahmen werden ausgewertet

Man sei immer noch dabei, Foto- und Videoaufnahmen auszuwerten, erläuterte dazu Hahslinger. Dabei verfüge man über exzellentes Material, zeigte er sich zum Ermittlungserfolg zuversichtlich. Die zahlreichen Anzeigen, die bereits erstattet wurden - auch wegen Versammlungsstörung bzw. Verbleib nach Beendigung der Versammlung - würden nun ebenfalls ausformuliert, was teilweise durch Kollegen aus den Bundesländern, die in Wien im Einsatz waren, erledigt werde.

Kontakt mit der Polizei in Linz bestätigte Hahslinger, die Kollegen hätten sich "bei uns erkundigt", allerdings sei die dortige Pegida-Kundgebung natürlich deren Sache. In Wien - wo Sprecher Georg Immanuel Nagel am Mittwoch seinen Rückzug verkündet hatte - wurde vorerst keine weitere Versammlung angezeigt.

Der Polizeieinsatz am Montagabend hat bis zu 800.000 Euro gekostet, so Hahslinger. Zu Vergleich: Jener am Freitag zuvor anlässlich des Wiener Akademikerballs hatte mit 1,5 Millionen, zu Buche geschlagen. (APA, 4.2.2015)