Ankara – In der Türkei muss sich eine niederländische Journalistin wegen angeblicher "Terrorpropaganda" vor Gericht verantworten. Die in der osttürkischen Stadt Diyarbakir stationierte Frederike Geerdink soll für die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) geworben haben. Die Staatsanwaltschaft fordert zwischen einem und fünf Jahren Haft, berichtet die Zeitung "Hürriyet Daily News" am Dienstag.

Geerdink war am 6. Jänner im Zuge einer von der Staatsanwaltschaft in Diyarbakir angeordneten Polizeioperation vorübergehend festgenommen worden. Inzwischen stimmte ein Gericht einer Anklageerhebung zu, weil die Journalistin in sozialen Medien Fahnen der PKK verbreitet und über Aktivitäten von PKK-Mitgliedern berichtet habe. Geerdink wies die Vorwürfe zurück.

Verhaftung

Geerdink war nur wenige Stunden, nachdem der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan erklärt hatte, es gebe in der Welt "keine freiere Presse" als in der Türkei, verhaftet worden. Erdogan hatte sich bei einem Treffen mit Botschaftern in Ankara geäußert, an dem auch der niederländische Außenminister Bert Koenders teilnahm. Koenders zeigte sich gegenüber seinem türkischen Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu geschockt über die Festnahme der Journalistin. Cavusoglu wies demgegenüber auf die "Unabhängigkeit" der türkischen Justiz hin.

Der türkische Justizminister Bekir Bozdag nannte die Kritik an der Festnahme der Journalistin unfair. Welches europäische Land würde einen Türken nicht einvernehmen, wenn dieser Propaganda für eine Terrororganisation mache, fragte er. (APA, 3.2.2015)