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Die Arbeiten im Zielstadion von Beaver Creek sind in der Finalphase. Am Dienstag steigt mit dem Damen-Super-G der erste WM-Bewerb.

Foto: APA/EXPA/ Johann Groder

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Wohn-, Trainings- und Wettkampforte im Überblick.

Grafik: APA

Vail / Beaver Creek - Es sieht ein bisschen so aus, als sei die Zeit kurz vor dem Jahreswechsel stehengeblieben. Überall, in Vail, im zehn Meilen westlich gelegenen Avon und oben am Berg in Beaver Creek stehen Weihnachtsbäume. Oder zumindest Bäume, die aussehen wie Weihnachtsbäume. Riesengroß, behängt mit Unmengen von Lichterketten in Blau, Weiß und Rot, den Farben der USA. Was diese Weihnachtsbäume nun mit einer Ski-WM im Februar zu tun haben, bleibt rätselhaft. Doch diese WM wird ohnehin ein wenig anders. Siebenmal in Folge waren die Titelkämpfe zuletzt in Europa ausgetragen worden, zumeist in einer Alpenregion. Nun, bei der 43. Auflage, ist zum dritten Mal nach 1989 und 1999 wieder der 5300-Einwohner-Ort Vail in den Colorado Rockies an der Reihe. Wobei: Diesmal findet im größten Skigebiet der USA nur der Teamwettbewerb statt, die anderen zehn Wettbewerbe eben im nahen Beaver Creek, zu Deutsch Biberbach.

Luxus

Das Beaver Creek Village ist erst 1980 am Computer entworfen und dann aus dem Boden gestampft worden - für die Reichen. Zu den Immobilienbesitzern im Ort gehören unter anderen Tom Hanks und Justin Timberlake. Die Gehwege zwischen den Boutiquen, Galerien, Cafés, Bars und Restaurants sind beheizt, zum Skilift geht es mit der Rolltreppe, dort warten Helfer mit Taschentüchern und Pistenbericht. Das Örtchen, das genauso gut in einem Disneyland als Kulisse für ein Winterwunderland stehen könnte, hat allerdings alles, was eine Ski-WM so braucht - vor allem zwei Pisten, die einer solchen Veranstaltung würdig sind. Die Herren fahren auf der schon mehrfach im Weltcup erprobten "Birds of Prey" (Raubvögel). Die "Raptor" (Raubvogel), die extra für die WM aus dem Beaver Creek Mountain geschlägert wurde, gehört den Damen. Die Abfahrten werden auf mehr als 3400 Meter Seehöhe gestartet. Einfahren werden sie in das "Red Tail"-Stadion, es liegt 2726 Meter über dem Meeresspiegel und damit mehr als tausend Meter höher als der reguläre Start der Hahnenkamm-Abfahrt in Kitzbühel.

Eintritt frei

Die Tribünen im Zielstadion wurden ausgebaut. Es fasst nun 8800 Zuschauer. Vor zwei Jahren konnten bei der WM in Schladming noch 45.000 Menschen vor Ort zuschauen. Dafür ist der Eintritt für die Rennen in Vail und Beaver Creek kostenlos. Die Veranstalter erwarten 125.000 Zuschauer während der zwei Wochen und eine Milliarde weltweit an den Fernsehgeräten. Rund 1200 Journalisten werden berichten. Das Budget für die WM betrug 58 Millionen Dollar, also rund 51 Millionen Euro.

Der Sport findet in Beaver Creek statt, die Show in Vail, dem Wohnsitz von Lindsey Vonn und Mikaela Shiffrin, den US-Superstars. Von Vail glaubt der Amerikaner, es könne genauso gut in den Alpen stehen, und tatsächlich haben viele Europäer den Ort geprägt. Pepi Gramshammer etwa, ehemaliger Skirennläufer aus Tirol. In seinem Hotel ist das Österreich-Haus untergebracht. Die ÖSV-Athleten wohnen aber in Beaver Creek.

Der Großteil des WM-Teams ist bereits vor Ort. Vom mächtigen "The Charter" aus wird täglich zum Training ins 20 Minuten entfernte Vail ausgependelt. Oder nach Copper Mountain, das in gut 40 Minuten erreichbar ist. Der ÖSV hat während der WM aber auch eine zweite "Homebase". Auch im fast zwei Stunden entfernten Aspen nutzt man das Hotel, in dem die Damen während des Weltcups wohnen, als Ausgangspunkt. Hier trainieren vor allem die reinen Techniker.

Die für viele WM-Teilnehmer größte Herausforderung ist freilich die achtstündige Zeitverschiebung. Romed Baumann etwa hat sein eigenes Rezept gefunden. Seit Sonntag ging der Tiroler zu Hause jeden Tag eine Stunde später schlafen und stand auch später auf. Damit hatte er schon bei der Ankunft vier der acht Stunden kompensiert.

Hirscher fliegt später

Marcel Hirscher etwa erlaubt sich traditionell nach der Ankunft nicht die kleinste Schlafpause unter Tags, um sofort in den Rhythmus zu kommen. Wegen seiner Erkältung flog Hirscher nicht wie geplant am Freitag nach Colorado. Der Weltcup-Spitzenreiter wird erst am Sonntag aus Salzburg abreisen.

Nach wie vor nicht geklärt ist, ob Hirscher in Beaver Creek neben Slalom und Riesentorlauf auch in der Alpinen Kombination (8. Februar) antreten wird. Dies soll kurzfristig entschieden werden, für den Teambewerb ist er gesetzt. Vermutlich gar nicht nach Colorado reisen wird Vincent Kriechmayr. Der Oberösterreicher, der unter den 25 nominierten ÖSV-Athleten war, steht derzeit nur auf Abruf bereit. Der 23-Jährige will selbst nicht zur WM, sondern in den kommenden Europacup-Rennen seine Fis-Punkte in Abfahrt und Riesentorlauf verbessern. Laut ÖSV-Sportdirektor Hans Pum werde Kriechmayr bei Bedarf in die USA fliegen. Er wäre bei der WM vor allem für die Kombi vorgesehen gewesen. (sid, APA, red, DER STANDARD, 31.1.2015)