Karin Riss

Am Mittwoch war Hans Niessl noch immer oberster roter Wahlkämpfer im schönen Burgenland - auch wenn ihm - und dem inhaltlich voll auf Linie befindlichen steirischen SP-Chef Franz Voves - die Parteijugend ob seiner "rechten Rülpser" bereits den Parteiwechsel nahegelegt hatte. Inhaltlich geht es bei der Auseinandersetzung um sogenannte "Integrationsunwillige", eine Wortneuschöpfung aus dem pannonisch-steirischen Landtagswahlkampf, ebenso unpräzise wie hilfreich.

Wer die Heerscharen integrationsunwilliger Gefahrenpotenziale sind? Da fällt den beiden Volksvertretern immer wieder das Beispiel jenes Vaters ein, der das Gespräch mit der Lehrerin verweigert. Ein klassischer Fall von Sexismus, befindet SOS Mitmensch und fragt sich zu Recht, warum die roten Schulspezialisten ihre Ideen dann unter die Überschrift "Migrantenproblem" stellen.

Weil Wahlkampf ist. Weil es leichter ist, den vermeintlichen Wählerwillen mittels populistischer Schnellschüsse, als durch durchdachte, meist kostenintensive Konzepte zu befrieden. Wie Integration gelingen kann, wissen auch Niessl und Voves. An der Oberfläche beginnt sie mit Sprachkompetenz, im Kern geht es immer um Beziehungsarbeit. Und für die braucht es Personal. In den Schulen könen das Sozialarbeiter und Psychologen sein. Das wird seit tausend Jahren gefordert und ebenso lange versprochen. Jetzt stehen sie wieder am politischen Tagesmenü: Die Bildungsministerin will über zusätzliche Stellen verhandeln.

Integrationspolitik
(Karin Riss, DER STANDARD, 29.1.2015)