Beim HI-Virus werden Resistenzen zu einem zunehmenden Problem.

Foto: wikipedia/gemeinfrei/CDC/Dr. Edwin P. Ewing

Resistente Aidsviren können sich rasch ausbreiten, wenn nicht ständig neue Medikamente auf den Markt kommen. Dies zeigt eine Untersuchung der Schweizer HIV-Kohortenstudie, die vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) unterstützt wird.

Zunehmende Resistenzen

Die Anpassungsfähigkeit von Krankheitserregern stelle die moderne Medizin vor große Herausforderungen, so der SNF. Gefürchtet würden vor allem Antibiotikaresistenzen von bakteriellen Infektionen.

Allerdings sei auch die Weiterentwicklung anderer Keime soweit möglich, dass Medikamente ihnen nichts mehr anhaben könnten. Solche Resistenzen könnten sich ausbreiten, wenn nicht ständig neue Medikamente auf den Markt kämen.

"Mit den heutigen Therapien kann die Vermehrung der Viren im Körper der meisten HIV-Patienten zu praktisch hundert Prozent unterdrückt werden", erklärt Huldrych Günthard, Präsident der HIV-Kohortenstudie und Professor für Infektiologie am Universitätsspital Zürich.

Aus diesem Grund sollten auch weniger resistente Viren auftreten und übertragen werden als noch vor ein paar Jahren. Dies stimme allerdings nur bedingt: Die Zahl der Resistenzen, die von einem Infizierten auf den anderen übertragen würden, bleibe in den letzten Jahren konstant.

Langjährige Untersuchung

Günthard und seine Co-Autoren untersuchten die Anzahl und Art der auftretenden Resistenzen in den Jahren 1998 bis 2012. Gemäß der neuen Studie sei der Anteil der Patienten mit übertragenen Resistenzen über die Jahre hinweg bei ungefähr zehn Prozent gelegen, wobei die Übertragungsrate stark geschwankt habe.

Zu diesen Fluktuationen hätten zwei gegenläufige Entwicklungen beigetragen: Wenn in der Schweiz neue Klassen von Medikamenten auf den Markt gekommen seien, sei die Übertragungsrate von resistenten Viren vorübergehend stark gesunken.

Dies habe sich beispielsweise im Jahr 2000 gezeigt, als die sogenannten "verstärkten Protease-Inhibitoren" zugelassen worden seien, oder 2009, als zum ersten Mal HIV-"Integrase-Inhibitoren" verwendet worden seien. Zwischen diesen Medikamenten-Neuzulassungen sei die Resistenzübertragung jeweils wieder kontinuierlich angestiegen. Dies zeigt laut Günthard, wie wichtig ein ständiger Nachschub an neuen Medikamenten ist.

Die Wissenschafter konnten auch aufzeigen, wie unterschiedlich die Übertragungswege von einzelnen resistenten Virentypen sind. Insgesamt seien weltweit weit mehr als 100 wichtige Mutationen bekannt, die zu einer Resistenz des HI-Virus gegen eines oder mehrere Medikamente führen. (APA, derStandard.at, 28.1.2015)