Wien - Eigentlich glaubt man von außen gar nicht, dass man da drinnen überhaupt Platz hat. Wenn man vor dem Toyota Aygo steht, kommt man sich selbst ein paar Zentimeter größer vor als sonst - und ein paar Kilogramm schwerer. Ein Wunder eigentlich, dass niemand die letzte Sendung von Wetten dass ..? genutzt hat, um zu beweisen, dass drei bis vier normal gewachsene Erwachsene in dem Kleinwagen Platz finden.

Dabei ist es so wie mit dem Meer im Mai vor Sizilien: Wenn man erst einmal drinnen ist, geht es eh. Viel mehr sogar noch. Wenn die Lenkerin - oder der Lenker - nicht allzu groß ist und mit dem Sitz ganz nach hinten rückt, kann man sogar in der zweiten Reihe halbwegs angenehm sitzen. Für Kurzstrecken und die Alltagswege in der Stadt reicht das allemal.

foto: guido gluschitsch

Für die Langstrecke ist der Aygo schon aus mehreren Gründen nicht gebaut. Da geht es weniger um den Platz. Wirklich kommod oder herrlich straff ist das Fahrwerk nicht. Das können Smart und Twingo besser. Dafür hat der Aygo trotz Vorderradantriebs mit unter zehn Metern den kleineren Wendekreis - und der zählt in der Liga deutlich mehr.

Ob der Motor nun vorn oder hinten ist, die angetriebene Achse vorn oder hinten ist, das wird die Kunden dieses Kleinwagens wenig bis gar nicht interessieren. Eher geht es da um Optik, Styling, Farben und Stil.

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Für den Toyota Aygo gibt es einen ganzen Katalog von Personalisierungsoptionen. Doch egal, was man sich auch aussucht und zusammenstellt - wirklich erwachsen wirkt der Japaner nie. Er liegt irgendwo zwischen einer Berufsjugendlichkeit und der Anbiederung an Führerscheinneulinge.

Letztere werden sich den Aygo halt leider kaum leisten können. Am Gebrauchtmarkt bekommt man um ein Drittel des Geldes einen Kleinwagen oder Kompakten, der es für die Straßenstipfel, an denen man sich die Hörner abstößt, auch tut.

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Dabei wäre der Ein-Liter-Dreizylinder ein schöner Motor zum Anfangen. Wegen seines kernigen Klangs wirkt der Aygo deutlich sportlicher, als er ist. Immerhin braucht er mehr als 14 Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 km/h. Aber mit der Handschaltung fällt einem das gar nicht auf, weil der Motor oben recht kraftvoll ausdreht. Sollten Sie mit der Idee spielen, zur Automatik zu greifen, dann lassen Sie sich sagen: lieber nicht. Wir haben beides probiert.

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Besser gelöst hat Toyota da die Infotainment-Struktur. Natürlich muss ein Aygo, der sich an die jungen Menschen richtet, alle möglichen Stückerln der Vernetzung spielen. Und gerade die Integration des Smartphones in das Bordsystem hebt den Toyota Aygo von den beiden Franzosen Citroën C1 und Peugeot 108 ab - sagt Toyota.

Warum gerade die beiden? Weil sie auf der gleichen Basis wie der Aygo entstanden sind und damit zum engsten Konkurrentenkreis zählen. Eine weitere Allianz ist aber angetreten, um dem Triumvirat rund um den Aygo ein Stück vom Kuchen wegzunaschen: die bereits erwähnten Smart fortwo und Renault Twingo. Ersterer ist teurer als der Aygo, bei letzterem ist der Einstieg sogar günstiger. Einen Dreizylinderbenziner findet man dort wie da, und auch der Normverbrauch rund um vier Liter stimmt überein.

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Wenn Fahrwerk und Antrieb die Entscheidung nicht ausmachen, dann wird es wohl das Design sein. Schwer zu glauben, dass sich da die Manga-Zitate des Toyota durchsetzen werden. (Guido Gluschitsch, DER STANDARD, 23.1.2015)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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