Nvidia listet die Geforce GTX 970 mit vier GB VRAM aus, hat aber dazu lange ein wichtiges Detail nicht angegeben.

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Chiphersteller Nvidia hat sich den Ärger zahlreicher Besitzer einer Grafikkarte des Typs Geforce GTX 970 zugezogen. Wie das Unternehmen nun zugeben musste, waren die ursprünglichen Angaben zur Ausstattung des Geräts nicht vollständig korrekt.

In jüngerer Vergangenheit war Besitzern der Karte, die von diversen Herstellern um rund 360 Euro angeboten wird, Seltsamkeiten aufgefallen. So wurden bei Spielen, die ausführlichen Gebrauch des Grafikspeichers machen, unerklärliche Performance-Einbußen bemerkt. Mittlerweile kennt man die Ursache: Ein Abschnitt des VRAM ist über ein geteiltes Interface angebunden und arbeitet daher langsamer.

512 MB nur langsam angebunden

Dabei geht es um einen Speicherblock im Umfang von 512 MB. Solange ein Spiel 3,5 GB oder weniger Videospeicher belegt, zeigt die Karte normales Verhalten. Der verbleibende Speicher allerdings läuft über die gleiche Anbindung, wie die angrenzenden 512 MB, da er über keine eigene verfügt. Wird er ebenfalls benutzt, kann es zu Ruckeln kommen, da das letzte Segment nur mit 28 statt 196 GB pro Sekunde angebunden ist.

Im der Presse ausgehändigten Reviewer's Guide für die Karte waren zwar korrekt vier GB VRAM ausgewiesen worden, ein Hinweis auf diesen Unterschied fehlte jedoch. Top-of-the-Line-Modell GTX 980 basiert auf dem gleichen Chip (GM204), dort ist aber auch das letzte Speichersegment separat angebunden. Dementsprechend tritt das Problem dort nicht auf.

Herstellungsbedingt

Ursache für das Vorgehen von Nvidia ist, dass Platinen, die mit kleineren Defekten aus der Produktion kommen – etwa ein totes L2-Cache-Segment – in Form von billigeren Kartenmodellen verwertet werden. Die aktuelle Maxwell-Architektur ermöglicht allerdings beim Ausfall eines L2-Cache-Blocks trotzdem die Anbindung des dahinter liegenden VRAMs über den erwähnten Umweg.

Bei einer Karte auf Basis der Kepler-Architektur der Vorgängergeneration hätte auch dieser Teil des VRAMs stillgelegt werden müssen, erklärt John Alben, Vizepräsident der Hardwareentwicklung bei Nvidia gegenüber Techreport.com.

Kommunikationspanne

Allerdings stimmen damit auch die Angaben zum L2-Cache nicht. Da auf der GTX 970 ein Block ausfällt, stehen nur 1792 statt den aufgeführten 2048 KB zur Verfügung. Statt der 64 angegebenen ROP (Rasterendstufen) sind es 56. Nvidia hat die Zahlen nunmehr korrigiert.

Grund für diese Irrungen sei eine Kommunikationspanne gewesen. Das Marketing-Team, das mit der Erstellung des Reviewer's Guide befasst war, war laut Alben über die neuen Umstände durch Maxwell nicht im Bilde. Die GTX 970 funktioniere jedenfalls wie vorgesehen.

Performanceprobleme

Ungeklärt ist allerdings, so schreibt etwa Heise, wieso Nvidia die Fehlangaben erst jetzt aufgeklärt hat. Die Karte ist bereits seit Monaten im Verkauf, Meldungen über Performanceeinbußen sind ebenfalls schon einige Zeit im Umlauf. Im Gegensatz zu Berichten von Betroffenen soll die langsamere Speicheranbindung lediglich Leistungseinbußen im einstelligen Prozentbereich ausmachen. Im Vergleich zur GTX 980 sind die Unterschiede laut Messungen der Gamestar bei grafikintensiven Titeln wie "Mittelerde: Shadow of Mordor" teils massiv.

Es bleibt abzuwarten, ob Nvidia Käufer der Karte nun entschädigen wird. In manchen Foren kündigten Besitzer einer GTX 970 entsprechende Forderungen an. (gpi, derStandard.at, 28.01.2015)

Update 29.1.: Wie die Seite Gamestar berichtet, dürften einzelne Händler in Deutschland mittlerweile auf die mehrenden Berichte reagiert haben und tauschen besagte Grafikkarten auf Anfrage ein. Wenn Sie sich durch die falschen Angaben hinters Licht geführt fühlen, fragen Sie also am besten bei Ihrem Händler nach.