Das Schicksal des Journalisten Kenji Goto hält momentan Japan in Atem: Der Reporter war in Syrien von der Terrormiliz "Islamischer Staat" entführt worden. Für die Freilassung Gotos und eines zweiten Geisel, Haruna Yukawa, sollte Japan die Summe von 200 Millionen Dollar überweisen. Regierungschef Shinzo Abe ging darauf nicht, woraufhin Yukawa ermordet wurde. Nun fordert die Terrormiliz die Freilassung einer in Jordanien inhaftierten Islamisten; im Gegenzug soll Goto verschont werden.

Ins Lächerliche ziehen

Noch ist unklar, wie die japanische Führungsspitze darauf reagiert. Die Krise dominiert die Schlagzeilen der Medien, viele Japaner fühlen sich verunsichert. Einige reagieren nun mit einer ganz eigenen Kampagne: Sie versuchen, die Terroristen mit Internet-Memes ins Lächerliche zu ziehen. Dabei nehmen sie vor allem den sogenannten "Jihadi John", der für die IS bei Propagandavideos auftritt, ins Visier. Bildmontagen zeigen etwa "Jihadi John" als der aus "Austin Powers" bekannte Bösewicht "Dr. Evil", der an seinem kleinen Finger nagt.

Gegen die Angst

So soll die Angstmaschinerie des IS entlarvt und entschärft werden, erklärt Buzzfeed. Auch wenn einige Tweets die Gemüter erhitzen: So zeigt ein Bild etwa Jihadi John, der die getöte US-Geisel James Foley der Ice Bucket Challenge unterziehen will.

Peter Payne, der sich seit Jahren mit japanischer Popkultur beschäftigt und einen Internetshop betreibt, der japanische Waren verkauft, erklärt die Meme-Welle folgendermaßen: Japan will zeigen, dass man "einige seiner Bürger töten kann, aber wir bleiben ein fröhliches und friedliches Land – mit schnellem Internet. Also fahrt zur Hölle". Auch die Anschläge auf das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" scheinen dabei eine Rolle zu spielen. Denn viele Japaner solidarisierten sich mit den Anfang Jänner in Paris ermordeten Journalisten. Sie haben offenbar verstanden, wie sehr Humor die Dschihadisten ärgere, schreibt Business Insider – und setzen diese Waffe deshalb nun besonders gern ein. (fsc, derStandard.at, 26.1.2015)