Liest man sich durch Elternforen, bemerkt man schnell: Das Thema Fieber bringt viele Eltern an ihre Grenzen. Ab wann spricht man von erhöhter Temperatur? Soll man Medikamente geben oder gehört die Krankheit ausgeschwitzt? Das Symptom Fieber ist immer eine Gratwanderung.

Wichtige Schutzreaktion

Eines ist klar: Von Fieber spricht man erst ab 38 Grad. "Bis 39 Grad lasse ich Kinder fiebern, wenn der Allgemeinzustand gut ist. Das Fieber ist ja nicht per se böse, sondern eine der wichtigsten Schutzreaktionen des Körpers", erklärt die Linzer Kinderärztin Barbara Bednar. Erhöht sich die Körpertemperatur, wird das Wachstum von Krankheitserregern stark gehemmt.

Besonders junge Eltern sind oft überfordert, wenn die Stirn des Babys heiß wird. "Mütter und Väter sind bei Fieber sehr schnell in Alarmbereitschaft. Viele reagieren über", sagt der Grazer Kinderarzt und Kinderpsychiater Thomas Kröpfl.

Es kommt nicht selten vor, dass aufgeregte Mütter und Väter in der Ordination auftauchen, die sich von der erhöhten Temperatur des Kindes aus der Bahn werfen lassen, obwohl dem Kind sonst nichts fehlt. "Sobald die Temperatur 40° erreicht hat, empfinden viele Eltern das als vitale Bedrohung für ihr Kind. Für einen Laien ist es ja auch nicht leicht zu unterscheiden, ob das hohe Fieber von einem harmlosen Virusinfekt oder einer schweren bakteriellen Infektion wie beispielweise Lungenentzündung oder Gehirnhautentzündung kommt", zeigt Bednar Verständnis für die angstgeplagten Eltern.

Erste Wahl: Rektal

"Die Praxen der Kinderärzte sind oft gesteckt voll mit Kindern, die Infekte mit erhöhter Temperatur oder leichtem Fieber haben, weil die Eltern nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen", sagt Kröpfl.

Mit ein Grund für die Verunsicherung ist das fehlende Know-How beim Fiebermessen. Dabei sollte man bei Babys schlicht beim Klassiker bleiben: Dem Fiebermessen im Popo. Dabei wird die Spitze eines einfachen Digital-Thermometers vorsichtig ein bis zwei Zentimeter eingeführt. Das Kind kann während der Messung am Rücken liegen oder in Seitenlage mit abgewinkelten Beinen. Die Messung dauert je nach Thermometer nur wenige Sekunden.

Ab dem Kleinkindalter empfehlen die Kinderärzte Bednar und Kröpfl ein gutes Ohrthermometer. Ein Infrarotstrahl misst am Trommelfell die Temperatur. Das geht blitzschnell. Die Nachteile: Es erfordert etwas Übung in der Handhabe und kostet im Vergleich zu einem normalen Digitalthermometer fünf- bis sechsmal so viel. "Vom Stirnthermometer rate ich ab, die sind sehr ungenau", so Bednar. Auch das Fiebermessen unter der Achsel oder im Mund ist für kleine Kinder weniger gut geeignet, weil sie dafür länger still sitzen müssen.

Fiebernde Kinder beobachten

Nie schaden kann es, das Kind bei Fieber gut zu beobachten. Zentralisiert der Körper des Kindes die Wärme, steigt das Fieber hoch, das Kind friert jedoch, Hände und Füße sind kalt. "Hier bitte keine Wadenwickel anwenden, sondern nur fiebersenkende Zäpfchen oder Saft geben. Und ab ins Bett mit dem Kind", empfiehlt Bednar. Wenn das Fieber stagniert und das Kind "glüht" und schwitzt, außerdem die Bäckchen rot und Hände und Füße warm sind, dann helfen auch (lauwarme!) Essigpatscherl und Wadenwickel, das Fieber zu senken.

Viel wichtiger als die gemessene Temperatur ist der Allgemeinzustand des Kindes. "Bei Virusinfekten können Kinder auch mit 40 Grad noch gut drauf sein, bei bakteriellen Infekten aber auch schon bei 38.5 Grad deutlich beeinträchtigt", erklärt Bednar.

Im Zweifel zum Arzt

Besonders bei Babys ist erhöhte Vorsicht geboten: "Säuglinge sind bei Fieber ein Sonderfall, hier sollte man rascher handeln", rät Kröpfl. Bis zum Alter von sechs Monaten sollte immer eine unverzügliche Kontrolle durch einen Arzt erfolgen, wenn das Baby fiebert. Auch Kinder, die zu Fieberkrämpfen neigen, bedürfen einer Sonderbehandlung. Hier sollte schon bei einer Temperatur von 38,5 Grad das Fieber gesenkt werden.

Wenn das Kind nichts mehr trinkt, schlapp und lethargisch wirkt und über Schmerzen, Durchfall oder Erbrechen klagt, sollte man sicherheitshalber zum Arzt. "In Summe ist es mir natürlich lieber, ein Kind einmal zu oft als einmal zu wenig zu untersuchen", so Bednar und Kröpfl. (Karin Jirku, derStandard.at, 27.1.2015)