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Erster US-Präsident bei Indiens Tag der Republik: Barack Obama mit Premier Narendra Modi.

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Militärparade am Tag der Republik.

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Einmal wiegt er den Kopf im Takt der Musik, dann plaudert er angeregt mit seinem Sitznachbarn, IndiensPremier Narendra Modi. Selbst der Regen scheint Barack Obama nicht die Laune zu verderben. Als erster US-Präsident hat er am Montag als Ehrengast an Indiens pompöser Militärparade zum "Tag der Republik" teilgenommen. Geduldig harrte er, laut Medien Nikotinkaugummi kauend, Stunden unter einem Schirm aus, während auf der Prachtavenue Rajpath in einer Show des Nationalstolzes Panzer, Raketen und tausende Soldaten vorbeizogen.

Obamas Besuch gilt als Neuanfang in dem schwierigen Verhältnis - und als demonstrativer Tribut anIndiens wachsende Rolle in der Welt. Obama und Modi überboten sich mit Artigkeiten. Bereits bei Obamas Ankunft am Vortag waren sich die Staatsführer wie zwei alte Freunde in die Arme gefallen. So demonstrativ herzlich war ihr Umgang, dass Indiens Medien sie als politisches Traumpaar feierten und "Mobama" tauften.

Angesichts der neuen Herzlichkeit scheint kaum mehr vorstellbar, dass Modi noch vor einem Jahr eine Persona non grata in den USA war, weil es 2002 unter seiner Ägide als Landeschef in Gujarat zu Massakern an Muslimen gekommen war. Nun gingen Obama und Modi nicht nur körperlich auf Tuchfühlung. Die Freundschaft sei mehr als nur Show. Beide Länder kämen sich auch politisch näher, schrieb die Mail Today.

Großkunde für Atomkraft

Die USA sehen Indien als großen Zukunftsmarkt. Sie möchten Waffen und Atomkraft verkaufen. So wurde bereits 2008 ein ziviler Atompakt vereinbart. Doch erst nun konnten zwei Stolpersteine aus dem Weg geräumt werden, die US-Firmen gestoppt hatten, in Indien Reaktoren zu bauen. Obama sprach von einem "Durchbruch". Auch die Zusammenarbeit bei Militär, Rüstung und Handel soll massiv ausgeweitet werden.

Vor allem möchten die USA Indien als asiatisches Gegengewicht zu China aufbauen. Bisher hatte sich das Land eher passiv verhalten. Doch unter Modi ändert sich das. Indien beginnt, sich in der Region Pekings Einfluss entgegenzustemmen - wie zuletzt etwa bei den Wahlen in Sri Lanka.

In ihrem Werben um Delhi konkurrieren die USA mit Russland. Während des Kalten Krieges war Indienzwar offiziell blockfrei, stand aber der Sowjetunion näher. Bis heute pflegt Delhi enge Bande zu Moskau. Wenige Wochen vor Obama hatte Wladimir Putin Modi die Aufwartung gemacht. Er wurde jedoch weniger pompös empfangen als sein US-Amtskollege.

Viele Beobachter glauben, dass dies eine Zeitenwende bedeuten könnte. Zwar misstraut noch immer ein großer Teil von Indiens Elite den USA. Doch mit seiner historischen Einladung an Obama zum "Tag der Republik" hat Modi signalisiert, dass er weit mehr als alle seine Vorgänger bereit ist, sich Washington zuzuwenden. i(Christine Möllhoff in Neu-Delhi, DER STANDARD, 27.1.2015)