Ein Milliardärssohn namens Gustave Victor Victor (Gerald Votava) mit menschlichen Defiziten.

Foto: Robert Newald

Wien - Charmant ist er ja, der Gustave Victor Victor, trotz diverser menschlicher Defizite. Und Charme hat natürlich auch Gerald Votava, der im Wiener Stadtsaal den nur G. V. (sprich: Schöh-Weh) gerufenen Milliardärsspross in seinem nach vielen Jahren ersten Soloprogramm Narzissmus und Tiere verkörpert. Diesem fehlt leider nur ein wenig der Witz.

Dabei zieht Votava, der seit seinem Ausstieg aus der FM4-Kabarettgruppe Projekt X als Schauspieler und Musiker gleichermaßen umtriebig ist, alle Entertainment-Register. Von einem kapitalen Skunk (Gerald Schubert im Ganzkörperkostüm) am Klavier begleitet, singt er Sympathy for the Devil oder Die süßesten Früchte gleichermaßen inbrünstig, rezitiert stimmgewaltig aus dem Jedermann und gibt unter anderem auch wieder eine Variation der Haushälterin Frau Sokol, die er schon in der kurzlebigen Stegreif-Produktion Die liebe Familie - Next Generation verkörperte. Derart abwechslungsreich wird in der ersten Hälfte des Abends nur von einem erzählt, vom unvorstellbaren Luxusleben, in das der Narziss G. V. geboren wurde.

Es ist die ständige Übertreibung, die hier zwar nicht für schallendes Gelächter, aber immerhin für freundliches Kichern sorgt. Nach der Pause kommen auch die Tiere ins Spiel, wenn der von allzu animalischem Sex mit einer bayerischen Prostituierten dahingeraffte Doppel-Victor ein Schweineherz transplantiert bekommt und plötzlich die Sprache aller möglichen Viecherln zu verstehen vermeint. In dieser üppig, aber zugleich etwas substanzlos ausgeschmückten Sequenz wird Votava endgültig zum Märchenonkel mit gesellschaftskritischen Anliegen.

Keine Frage, man hört gerne zu, und das Ganze flutscht auch flott vorbei, ein paar Pointen mehr hätten dennoch nicht geschadet. So lebt das Programm nicht von seinem Text, sondern vielmehr von der Sympathie, die man dem Gastgeber entgegenbringt. (Dorian Waller, DER STANDARD, 26.1.2015)