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Bernd Wiesberger hätte gedacht, dass ihm der Kurs in Doha gar nicht liegt. Und er sagt, er müsse seine Körperausrichtung beim Driven, die zu weit nach rechts tendiert, mit dem Schwung ausgleichen. "Das dürfte ganz gut gelingen."

Foto: Reuters/Al-Assaad

Die Sandbunker waren das geringste Problem. Als auf halbem Weg zwischen Doha und Lusail, wo aktuell die größte Halle der Handball-WM steht, der Doha Golf Club errichtet wurde, 1997, war dort quasi ein einziger riesiger Sandbunker. Doch natürlich haben sie auch Fairways und Grüns hinbekommen. Sie haben ein feines Klubhaus hingestellt, nicht einmal dieses ist "dry", dort wird auch Alkohol ausgeschenkt, zumindest wenn die Qatar Masters stattfinden. Das tun sie zum bereits 18. Mal, sie zählen zur European Tour und sind mit 2,5 Millionen Dollar dotiert. Große Namen stehen in der Siegerliste, etwa Ernie Els, Henrik Stenson, Retief Goosen, Adam Scott, Thomas Björn, Paul Lawrie und zuletzt, 2014, Sergio Garcia.

Heuer liegt nach drei Runden der Österreicher Bernd Wiesberger (69, 66, 68) in Führung, er teilt sie sich bei insgesamt 203 Schlägen mit dem Schotten Marc Warren, dem Südafrikaner Branden Grace und dem Argentinier Emiliano Grillo. Am Samstag wird finalisiert. der Standard hat Wiesberger in Doha getroffen.

Standard: Sie haben schon zuletzt in Abu Dhabi den sechsten Rang erreicht, noch nie einen derart guten Saisonstart verbucht. Überrascht von der Frühform?

Wiesberger: Ja und nein. Im Gegensatz zum Vorjahr habe ich heuer vorher schon auf Mallorca zwei, drei Tage lang intensiv mit Trainer gearbeitet. Ich habe also schon ein paar Löcher intus gehabt. Aber dass es so gut läuft, damit war nicht zu rechnen.

Standard: Abgesehen von diesen paar Tagen sind Sie wirklich nicht auf dem Golfplatz gewesen?

Wiesberger: Es ist sehr wichtig, dass man einmal im Jahr kurz Abstand gewinnt. Ich weiß, dass das die meisten so handhaben. Rory McIlroy rührt auch drei Wochen, Justin Rose sogar vier Wochen lang keinen Schläger an.

Standard: Sind Sie nicht eigentlich davon ausgegangen, dass Ihnen der Kurs in Doha gar nicht liegt?

Wiesberger: Das stimmt. Ich hab hier bis dato kaum gut gespielt. Nimmt man die drei Turniere in den Emiraten, so sind die Grüns hier in Doha am schwierigsten zu lesen. Aber ich mache derzeit einfach wenig blöde Fehler.

Standard: Haben Sie seit dem Saisonende 2014 an Ihrem Spiel viel verändert, etwas umgestellt?

Wiesberger: Natürlich hab ich rekapituliert und reflektiert - wie das auch ein Unternehmer macht. Was war gut, was war schlecht? Aber groß umgestellt wurde nichts. Meine Körperausrichtung beim Driven geht sogar zu weit nach rechts. Ich versuche das mit dem Schwung auszugleichen, das dürfte ganz gut gelingen.

Standard: Werden Sie permanent von einem Trainer begleitet?

Wiesberger: Mein Trainer lebt in Jakarta. Ich schicke ihm Videos von meinem Spiel, er gibt mir daraufhin Tipps. Aber er ist nur bei sechs oder sieben Turnieren im Jahr vor Ort dabei, das genügt.

Standard: Wie viel trainieren Sie?

Wiesberger: Ich war nie der, der zehn oder elf Stunden auf dem Platz steht. Nicht weil ich faul wäre, sondern weil ich die Zeit konsequent nützen und regenerieren will. Ich mag gezielte, kürzere Trainings, dann bin ich frisch, wenn ich spiele. Dass ich kaum Cuts verpasse, bestätigt mich.

Standard: Sie sind seit 2006 Profi. Gibt es da, auch wenn man erst 29 ist, schon Abnützungserscheinungen?

Wiesberger: Zwicken tut es nirgends. Uns Spielern stehen bei jedem Turnier mehrere Physiotherapeuten zur Verfügung, ich nehme die auch ziemlich oft in Anspruch. Da geht es weniger um eine Behandlung als um Prävention von Verletzungen.

Standard: Sie sind der einzige Österreicher auf der Tour. Ist es ein Vorteil, so herauszuragen, oder ein Nachteil?

Wiesberger: Für die Bedeutung des Golfsports daheim wäre es schon besser, wenn mehr Österreicher auf der Tour spielen würden. Aber ich kann es nicht ändern. Es sind einige Junge da, die es schaffen können. Aber es wird von Jahr zu Jahr schwieriger, auf die Tour zu kommen, die Dichte ist enorm.

Standard: Wie sieht Ihr Saisonziel aus?

Wiesberger: Ich will bei den Majors dabei sein. Dafür ist es wichtig, dass ich in den Top 50 der Weltrangliste bin. Das wollen viele. Ich halte mich seit zweieinhalb Jahren stabil zwischen Rang 50 und Rang 80. Das ist schon sehr gut, aber ich will den nächsten Schritt machen und mich möglichst schnell weiter vorne festsetzen.

Standard: 2016 in Rio de Janeiro ist Golf olympisch. Ihre Erwartungen?

Wiesberger: Ich bin neugierig, wie wichtig die Spiele für den Golfsport werden, im Tennis hat sich das ja auch erst entwickelt. Im Golf sind die Majors das Wichtigste. Die Frage ist, ob sich der Kalender wegen Olympia ändert und wie die Stars die Spiele annehmen. Ich will Österreich jedenfalls vertreten.

Standard: Gefällt es Ihnen bei Turnieren wie jenen in Abu Dhabi oder in Doha? Wie gerne spielen Sie hier?

Wiesberger: Für mich zu sehen gibt es vor allem hohe Häuser und breite Straßen. Interessant ist es natürlich. Aber in anderen Gegenden der Welt halte ich mich lieber auf.

Standard: Nämlich wo?

Wiesberger: Am liebsten in Südkalifornien, in San Diego. Tolle Gegend, sehr entspannte Leute. (Fritz Neumann aus Doha, DER STANDARD, 24.1.2015)