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Zuwanderer aus der Türkei und Ex-Jugoslawien fühlen sich weniger gesund als Menschen ohne Migrationshintergrund.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Migranten leiden stärker unter gesundheitlichen Belastungen als der Rest der Bevölkerung. Gleichzeitig haben sie mit sprachlichen und oft auch kulturellen Barrieren im Gesundheitssystem zu kämpfen. Das geht aus einer Studie im Auftrag von Gesundheitsministerium und Arbeiterkammer hervor. Wie man Zuwanderern ein gesünderes Leben ermöglichen kann, wurde am Freitag in der Arbeiterkammer diskutiert.

Schlechtere Gesundheit

Für die Untersuchung zog die "Gesundheit Österreich GmbH" vorliegende Studienergebnisse zum Thema "Migration und Gesundheit" heran. Einige der Ergebnisse: Menschen mit Migrationshintergrund haben häufiger ein niedrigeres Einkommen und gehen verstärkt belastenden Hilfsarbeitertätigkeiten nach. Das führt zu einem schlechteren Gesundheitszustand.

Gesundheitlich gut oder sehr gut fühlen sich laut einer Erhebung aus den Jahren 2006/07 nur 67 Prozent der Männer und 62 Prozent der Frauen aus der Türkei und Ex-Jugoslawien in Österreich. Ohne Migrationshintergrund liegt dieser Wert bei 80 beziehungsweise 79 Prozent. Ähnliche Unterschiede gibt es auch bei "erheblichen Schmerzen im letzten Jahr" oder bei der kindlichen Zahngesundheit.

Sprachliche Barrieren

Zudem sei der Zugang für Migranten schwieriger, weil sprachliche Barrieren, kulturelle Tabus und unterschiedliche Krankheitsauffassungen bestehen. Zudem fehlen Behandlungsangebote bei migrationsbedingten psychosozialen Belastungen, so die Autoren. Migranten nutzen häufiger Spitalsambulanzen anstelle niedergelassener Ärzte (unter anderem, weil das in den Herkunftsländern oft üblich ist) und nehmen Vorsorgeanbote (Mammografie, Prostata-Untersuchung) weniger in Anspruch.

Als positive Ansätze werden etwa das EU-Projekt "migrant-friendly hospitals" , das "Projekt Nachbarinnen" und der Lehrgang "MiMi-GesundheitslotsInnen" genannt. Vermisst wird von den Studienautoren etwa eine Untersuchung, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Diskriminierungserfahrungen und dem gesundheitlichen Wohlbefinden befasst.

Insgesamt gebe es noch großen Forschungsbedarf, so die Schlussfolgerung der Arbeiterkammer. Diversität müsse im Gesundheitssystem eine größere Rolle spielen, für die Beschäftigten brauche es hier entsprechende Aus- und Weiterbildungsangebote. (APA, derStandard.at, 23.1.2015)